Very British – auch an der Goetheschule
Hannover, 27.06.2014 – In den vergangenen drei Tagen hielt internationaler Flair Einzug in die Goetheschule. Passend zu der Landesausstellung „Hannover 2014: VeryBritish“ präsentierte die English Drama Group unter der Leitung von Ilka Springmann das anspruchsvolle Werk „Macbeth“ von Shakespeare. Dabei bewahrte die Inszenierung Erhaltenswertes des Originals und überraschte mit gelungenen Modernisierungen.
Die Geschichte von Macbeth, seiner Gier nach Macht und seinen Folgen, wurde von den 25 Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe bis zur QP34 auf beeindruckende Weise belebt. Dabei begeisterten vor allem die Schülerinnen und Schüler der unteren Jahrgangsstufen durch ihr leidenschaftliches Spiel und bildeten dadurch eine wunderbare Ergänzung zu dem hochprofessionellen Agieren der Schülerinnen und Schüler der älteren Jahrgänge. Zudem wurde dieses Drama nicht nur durch eine Brise trockenem britischen Humor immer wieder aufgelockert, sondern auch von den eigens dargebotenen Musikstücken sowie durch die überaus passende musikalische Untermalung. Neben diesem Sinn für eine passende Musikauswahl wurde die düstere und beängstigende Atmosphäre des Stücks mithilfe der Lichttechnik unterstützt. Nicht weniger beeindruckend wirkte die Choreografie von Ilka Springemann, die den begrenzten Aularaum sowohl als weite, bewaldete Steppe als auch als herrschaftliches Schloss erscheinen ließ.
Ilka Springmann gelang es aus einer Gruppe von 25 Schülerinnen und Schülern eine Spielgruppe zu machen, die ein durchaus schwer verständliches Drama mit Augenmaß modernisierten und mit herausragenden Spielgefühl belebten. Es sei daher nicht übertrieben, wenn man als Zuschauer auf eine Fortsetzung der Arbeit dieses Erfolgsensembles hofft.
Sebastian Koch
The Scottish Play – Never say Macbeth
Ein schwarzes Sein, eine Gruppe junger Menschen, nahezu unbewegt, in weiß flimmern Worte über ihre Körper – greed, sin, envy, blood… Langsam drehen sie sich um, eine wortbedeckte Masse, dann tauchen einzelne Gesichter aus ihrer Schwärze auf und das Spiel beginnt, das Spiel um Leben und Tod, Macht und Missgunst, Intrigen und Verzauberung, Mystik und harte Realität.
The Scottish Play, die neueste Inszenierung von Ilka Springmann und ihrer EnglishDrama Group, die am 24. Juli 2014 Premiere hatte, ist ein musikalischer, dramatischer, von allen 20 Spielern getragener Ritt durch die englische Geschichte. Ein „Highland Storm“, wie einer der Musiktitel lautet, die Ilka Springmann in rascher Folge ins Stück einbaut, um die Momente zu untermalen – „the world is (eben) not enough“, in dieser gelungenen Inszenierung ist sie es für uns gewesen.
Ein beeindruckender Lukas Kähler als Macbeth, der Mann mit dem tödlichen Namen, taumelt durch das Geschehen und führt die gebannten Zuschauer gekonnt behutsam, häufig an der schwierigen Grenze der Komik, ohne sie aber grob zu übertreten, über die steinige Brücke des Irrsinns in eine beklemmende Welt der Einsamkeit. Getrieben wird er dabei von seiner „lieblichen“ Gattin – Lea Evers, die als Lady Macbeth brilliert und wohl so manchem zukünftigen Ehemann das Fürchten lehrt.
Die drei Hexen, weissagungswild und perfide, perfekt gespielt von Kira Pfennig, Anna-Maria Panagiotou und Filiz Ciftci beleben mit ihrer farbuntermalten Anwesenheit die sonst schlicht gestaltete Bühne und tragen ihren Teil dazu bei, dass Macbeth immer mehr die Schwelle zum Wahn überschreitet.
Gefährte Banquo, stimmlich sehr stark und auch mimisch beeindruckend gespielt von Till Nachtwey, erkennt die Gefahren, kann aber Macbeths Abstieg nicht aufhalten. „Hells bells“ sind es, die die Gefahr verkünden und Duncans Tod, lebend überzeugend gegeben von Athanasios Siskos, als einzige Möglichkeit erscheinen lassen. So nimmt das Unheil seinen Lauf, gedungene Mörder sind von Nöten, hier geben Thirza Klug, Marie Peters und Simone Konwisser eine blutige und trotz aller Brisanz amüsante Vorstellung. Edel und mit einer wunderbaren Gesangseinlage nimmt Macduff die Bühne für sich ein, verkörpert wird er mit elegantem Auftritt von Clemens Liese und begleitet von Awena Voigt, die seine zauberhafte Lady gibt.
Gideon Bertram als Malcolm, scheinbar direkt dem „Highlander“ entsprungen, ist nicht nur der rebellierende Sohn Duncans, sondern bereichert musikalisch zusammen mit Till Nachtwey das Stück und rundet den Gesamteindruck ab.
Oft auf der Bühne und das Geschehen mittragend sind Dilay Celik, David Schaefer, Christos Tsirtsakis, Nardos Abraham, Robin Abresch, Yasmin Cao, Junona Maksumova und in der Rolle des Pförtners Celine Schaefer zu nennen, alle in der englischen Sprache zu Hause, tragen sie das Spiel der Hauptrollen, ohne dabei nicht auch selbst Eindruck zu hinterlassen.
Hinter den Kulissen lassen Jonas Füllgraf und Robert Fricke die kreativen Licht-, Ton- und Technikideen der Ilka Springmann gekonnt Wirklichkeit werden. Da wundert es nicht, dass man das Publikum nach dem Fallen des Vorhangs raunen hört, es habe kurzzeitig vollständig vergessen, wo es gewesen sei und sich im alten England gewähnt. Besser kann man einen Abend wohl nur schwerlich verbringen.
Text: Caroline Ahlborn und Sybille Carter Treptau
Fotos: Vanessa Garbers und Constanze Krohne