Auch wenn die Aula der Goetheschule schon viel gesehen (und gehört!) hat, gab es jetzt doch noch etwas noch nie Dagewesenes: Bigband hoch drei! Soll heißen: An einem Abend spielten nicht weniger als drei verschiedene Bigbands für ein begeistertes Publikum!
Die Eröffnung des Abends gehörte der Bigband der Goetheschule, die neben Orchester und zwei Chören die vierte Säule des AG-Bereichs bildet. Zwar nicht bekannt aus Funk und Fernsehen, aber von vielen schulischen und außerschulischen Veranstaltungen, wo guter Klang und gute Laune gefragt ist. Unter der Leitung von Daniel Meyer leisten hier Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 bis 13 der Goetheschule ganz ausgezeichnete Arbeit, die beim Blick auf die atmosphärisch beleuchtete Bühne nicht einmal nach Arbeit aussah. Kompliment an den Nachwuchs!
Diese Band überzeugte als flotter Eisbrecher mit ihren musikalischen Fähigkeiten, unter anderem dem sehr gut abgestimmten Zusammenspiel im Satz. Trotz der relativen Kürze des Sets konnte die Band um Bandleader Daniel Meyer die Bandbreite des Metiers von Swing („Jumpin at the Woodside“) über Latin Jazz (das unsterbliche „Girl from Ipanema“) bis hin zum Rock („On Broadway“) abbilden und mit einer langsamen Ballade („Misty“) die Zuschauer hungrig machen auf das, was noch folgen sollte.
Eine waschechte Premiere nämlich: Die vom unermüdlichen Daniel Meyer jüngst gegründete Ehemaligen-Bigband der Goetheschule, die sich nach nur zwei Probenwochenenden zum ersten Mal auf eine Bühne stellte. Auch ohne die regelmäßigen Proben, die in Zukunft stattfinden sollten, lieferte die bunte Truppe schon richtig ab. Von Beginn an überzeugte die Dynamik, die die große Aula problemlos bis in die Ecken erreichte. Das Spiel war kraftvoll – mit nicht weniger Spielfreude als bei den Schülerinnen und Schülern. Aber es war nicht nur der Drive, der überzeugte. Unglaublich, dass nach so wenigen Proben die Sections der Band sich so gut eingespielt präsentierten. Dabei ist die Band denkbar heterogen mit Mitgliedern, die ihr Abitur teils erst dieses Jahr, teils aber auch schon vor 13 Jahren abgelegt haben. Willkommener Trost nach diesem irgendwie viel zu kurzen Auftritt ist, dass die Ehemaligen-Bigband ab nun fester Bestandteil der Musiksparte unserer Schule sein wird. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis man Julia Baranowska wieder mit ihrer energiegeladenen, aber auch gefühlvollen Stimme in den Gesangsstücken genießen kann.
Den Abend beschließen durfte die professionelle und über die Grenzen Hannovers hinaus bekannte Bigband „Fette Hupe“. Die Band unter der Leitung von Jörn Marcussen-Wulff präsentierte sich als unglaublich facettenreicher Klangkörper, der alle Stilistiken der Bigbandmusik souverän beherrscht. Das Ensemble aus einerseits sehr individuellen Solisten, die trotzdem im Zusammenspiel einen unglaublich geschlossenen Sound produzieren, schaffte es im Nu, das Publikum für sich zu gewinnen. Es ging los mit einem speziellen Arrangement der Titelmelodie zum „Tatortreiniger“, einer bekannten ARD-Serie. Sehr beeindruckend dann die Demonstration des sogenannten Head-Arrangements: Die Bigband spielt ohne Noten – Ablauf, Thema und Backings werden gemeinsam während es Spielens entwickelt und auf Zuruf werden Formteile wie Soli, Thema etc. begonnen oder beendet. Wie Bandleader Marcussen-Wulff erläuterte, war das gängige Praxis zur Hoch-Zeit der Bigband-Ära, als die Bands als „Tanz-Kapellen“ fungierten und stundenlang spielen mussten, ohne dass es genug Notenmaterial gab. Was die Fette Hupe außerdem spielte, spannte den Bogen von einem Count Basie-Klassiker, der noch stark vom Blues geprägt war, über Blues-Jazz-Mischungen mit viel modernen Jazz-Anteilen. Welch Reise durch die Möglichkeiten einer Bigband! Speziell für die Spielerinnen und Spieler der Goethe-Bigbands muss es faszinierend gewesen sein zu erleben, wie nahezu jedes Instrument und jede Musikerin und jeder Musiker als Solist agieren durfte.
Dem sogenannten Huckepack-Konzert der Fetten Hupe war eine öffentliche Probe der Band am Nachmittag vorausgegangen. Mitglieder der Bigband der Goetheschule hatten die Gelegenheit, die Probe einer Profi-Bigband zu erleben und dabei direkt neben den Musikerinnen und Musikern zu sitzen, die das selbe Instrument wie sie selbst spielen. Zwischendurch war Gelegenheit, Fragen zu verschiedensten Themen zu stellen, wie z. B. dem Probenaufwand vor einem Konzert, der Entstehungsgeschichte und -dauer einer Bigbandkomposition oder den Besonderheiten der Instrumente. Besonderes Bonbon: eine kleine Trompeten-Satzprobe mit dem Lead-Trompeter der Fetten Hupe im Anschluss.
Am Ende des Dreierkonzerts schloss Jörn Marcussen-Wulff den wunderbaren Abend mit einem bemerkenswerten Gedanken: „Kultur ist das, was unsere Gesellschaft zusammenhält.“ Er verband damit den Appell an das Publikum – wo immer es geht -, das zu unterstützen, was es gerade so ausgiebig genossen hatte. Er bekam dafür viel Applaus, der auch ein Gradmesser für die Freude über die vielen musikalischen Leckerbissen des Abends war.
Wer Lust auf mehr Musik und Unterhaltung in bzw. von der Goetheschule hat, sei auf die nächsten Veranstaltungstermine hingewiesen:
Open Stage mit der Bigband der Goetheschule: 28.09.2024, 18:30 Uhr, Marschnersaal
Goethe-ONE/Kleinkunstabende: 10.11.2024: 17:00 Uhr/ 11.11.2024: 19 Uhr
Weihnachtskonzert der Goetheschule in der Herrenhäuser Kirche: 18.12.2024, 19 Uhr
Herrenhausen Barock mit Collegium Musicum, Kammerchor und Arbeitsgruppe Kreatives Schreiben: 26.01.2025, 17 Uhr
Text: Kai Kämmerer
Fotos: Aaron Höpner (Konzert), Daniel Meyer (Probe), Kai Kämmerer (Konzert, Titel)
Die Bigband der Goetheschule unter der Leitung von Daniel Meyer:
Saxophone: Wim Winternheimer, Henrike Gille, Jara Krabsch, Pauline Frensch, Niklas Nern, Pia Friesen, Fritz Partenheimer
Trompeten: Talea Alba, Patrick Köhler, Vanessa Konopka, Gabriel Patyra, Anneli Wippler
Posaunen: Antonina Gosiewska, Tom Goslar, Enrika Günther
Rhythmus: Bruno Anneken, Selma Aust, Samuel Brandstetter, Josua Ihloff, Forianne Günther, Adrian Nikoo, Raffael Schoelkopf, Felix Pospelov, Henrik Wießell
Die Ehemaligen-Bigband unter der Leitung von Daniel Meyer:
Saxophone: Pia Friesen, Tim Griesbach, Fritz Partenheimer, Vanessa Tünnermann, Wim Winternheimer
Trompeten: Merle Jeschke, David Löhlein, Lisa Thomae, Aylin Zehrt
Posaunen: Gabriel Frisch, Janna Jeschke, Anna Lagershausen, Lotte Partenheimer
Rhythmus: Akif Colak, Felix Grimpe, Clemens Raasch, Konrad Wienecke
Gesang: Julia Baranowska