CORONA in anderen Ländern – Ehemalige berichten

Allgemein
21. März 2021

Am 13.3.21 jährte sich die Entscheidung, die Schulen aufgrund der CORONA-Pandemie zu schließen und massive Beschränkungen für das Leben in Deutschland einzuführen – der Einstieg in den ersten Lockdown!

Aber wie wurde die Pandemie eigentlich im Ausland wahrgenommen? Dazu lassen wir ehemalige Schülerinnen und Schüler der Goetheschule zu Wort kommen, die das letzte Jahr im Ausland verbracht haben. Zum Vergleich schildert Elisa – aktuell Schülerin der Klasse 8a – ihre Erinnerungen an das Jahr.


Mein Jahr mit Corona

von Elisa Mohn, Klasse 8a, Osterferien 2021

Hey, ich bin Elisa und gehe in die 8A 🙂
Und das sind meine Erfahrungen mit einem Jahr Corona in Deutschland.

Ich kann mich noch genau an den letzten Schultag vor dem ersten Lockdown erinnern. Es war Freitag der 13. März 2020. In der letzten Stunde hatten wir Sport. Am Ende umarmten meine Freunde und ich uns alle und freuten uns schon, dass wir uns alle ganz häufig treffen könnten, wenn wir nun nicht mehr in die Schule gehen „durften“. Doch das passierte natürlich nicht. Eine Freundin traf ich erst Mitte April wieder.

Es war ganz neu, jetzt niemanden mehr – außer meiner Familie – zu sehen, nicht einkaufen zu gehen und eigentlich erstmal nur zu Hause zu sein. Plötzlich merkte ich, dass es mit dem Virus wirklich ernst ist. Ich hatte etwas Angst, als ich hörte, dass sich an einem Tag so viele Menschen anstecken und sterben. Die 7-Tage Inzidenz lag Mitte März 2020 unter 10, heute, ca. ein Jahr später, liegt diese bei über 130.

Meine Eltern mussten zunächst „normal“ arbeiten, also nicht im Homeoffice. Da wir nicht so viele Freunde und Verwandte treffen konnten, haben wir viel mehr Zeit draußen und als Familie miteinander verbracht. Zum Beispiel waren wir viel mehr im Garten und haben einige Fahrradtouren unternommen. In dieser Zeit habe ich Spaß am Fotografieren und damit ein neues Hobby gefunden.
Wir haben deutlich häufiger zu Hause gekocht und viele neue Rezepte ausprobiert. Ich habe gemerkt, wie bequem es war, dass man in der Schulzeit mittags einfach in die Mensa ging.
Es gab auch einige coole Aktionen wie das Musizieren vor dem Haus. Viele Menschen haben „Freude schöner Götterfunken“ für alle helfenden Berufe in dieser Zeit gespielt.

Die Aktion „Open Windows“ als Lichtblick in der Pandemie.


Da wir so viel Zeit zu Hause verbracht haben, haben wir viel renoviert, zum Beispiel auch mein Zimmer :).
Um Kontakt mit meinen Freunden zu halten, haben wir viel „GeFaceTimed“ und häufig UNO, Mensch ärgere dich nicht, Stadt Land Fluss oder Cluedo online zusammen gespielt.

Uno online – gemeinsam auf Distanz.


Außerdem habe ich mich mehr mit Technik-Krams beschäftigt, habe viel installiert und bin deutlich selbstständiger geworden.

Irgendwie war im ersten Lockdown alles viel „entspannter“. Videokonferenzen gab es bei uns damals kaum, Aufgaben eher wenige, in manchen Fächern auch gar keine, was sich jetzt komplett verändert hat.

Als wir dann zum ersten Mal wieder einkaufen waren, hatte ich irgendwie ein komisches Gefühl diese ganzen leeren Regale zu sehen.

Hamsterkäufe waren plötzlich Realität.

Es kam mir so unwirklich und komisch vor.


Im Sommer 2020 war wieder viel mehr möglich, obwohl meine Ferienfreizeiten, Theateraufführungen und Konzerte ausgefallen sind. So konnten wir in den Sommerferien an die Ostsee und auf den Bauernhof meiner Großfamilie fahren. Beschränkungen gab es kaum.

Urlaub in den Sommerferien 2020.

Nach den Sommerferien waren wir alle wieder in der Schule, und es war cool, die Hälfte der Klasse wiederzusehen. Doch viele Leute fehlten und es war immer noch nicht so normal. Leider ist unsere Klassenfahrt in den Harz ausgefallen, denn im Herbst stiegen die Fallzahlen, sowie die Todesfälle wieder deutlich an.
Meine Ur-Oma wurde im September 99 Jahre alt und wir durften sie nur zu zweit besuchen. Sie sagte zu meinem Papa und mir: „Wir müssen die Feste feiern, wie sie fallen. Nächstes Jahr an meinem 100. lassen wir aber richtig die Korken knallen und feiern mit allen lieben Menschen.“ Einen Monat später bekam meine Ur-Oma Corona und starb kurze Zeit darauf. Für mich war das eine sehr schwere Zeit, da ich ein sehr enges Verhältnis zu ihr hatte.

Zum Jahresende begann die Schule wieder im A-Szenario. Wir mussten in einem kurzen Zeitraum ganz viele Klassenarbeiten und Tests schreiben, bis wir einen Monat später bis jetzt ins Homeschooling gegangen sind.
Es ist nun deutlich anders als im letzten Jahr: wir haben viele Videokonferenzen, in vielen Fächern bekommen wir täglich neue Aufgaben.
Die letzte Woche vor den Osterferien war ziemlich heftig und ich bin froh, jetzt einmal wieder etwas abzuschalten zu können, auch Zuhause, obwohl ich gerade eigentlich gerne mehr unternehmen würde. Das Reisen und Entdecken neuer Länder fehlt mir schon sehr.

Es war bis jetzt eine aufregende Zeit, in der ich in vielen Bereichen viel neues gelernt und neue Erfahrungen gesammelt habe. Ich würde sagen, dass es ein ganz besonderes Jahr war, für mich persönlich auch nicht unbedingt immer im negativen Sinn.
Nach vorne gucken 🙂 !

Elisa Mohn, 8A


Der schwedische Sonderweg – Mein Auslandsjahr zu Corona Zeiten

(Ein Bericht von Frederike Buhr – Abi 2019)

Im August 2019 habe ich mein AuPair Jahr in Schweden begonnen, nichtsahnend, was im Verlauf des Jahres noch auf mich bzw. auf alle zukommen würde.
Auch nachdem ich über Weihnachten und Neujahr zu Hause gewesen war und Anfang Januar wieder nach Stockholm flog, hatte ich zwar mal gehört, dass es sowas wie das Corona-Virus gibt, aber richtig ernst genommen habe ich dies damals noch nicht.
Selbst im Februar, als wir mit unserer Sprachlehrerin Gunilla im Schwedischunterricht darüber gesprochen haben, inwieweit das Virus uns betreffen wird, nachdem die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ schon diverse Artikel darüber geschrieben hatte, dachten wir uns alle, „ach, so schlimm wird das schon nicht“.
Doch dann irgendwann wurde die Lage immer ernster. Aus Deutschland hörte man über Schulschließungen, „Lockdown-Überlegungen“ etc. In Schweden war etwa zu diesem Zeitpunkt „sportlov“ (die schwedischen Skiferien) und natürlich schritt auch die Virusverbreitung in Schweden sehr arg voran.
Mein Sprachkurs wurde ab dem 18.03. zunächst für zwei Wochen unterbrochen, dies wurde aber immer wieder verlängert bis zur Woche 22. Auch Schülerinnen und Schüler am Gymnasium hatten ab circa Ende März Distanzunterricht. Meine schwedische Gastfamilie hat Freundinnen und Freunde unter anderem in Deutschland, Frankreich und Italien, und als mir meine Gastmutter Anfang April erzählte, was man für eine fünfköpfige Familie zum Überleben für vier Wochen bräuchte, da sie Panik hatte, dass sie nicht mehr richtig einkaufen gehen könnte, war ich schon sehr schockiert, und die Ernsthaftigkeit der Lage wurde mir immer bewusster.

Nachrichten meiner Sprachschule. Auf dem Bild ist die Absage des Kurses zu sehen, die immer weiter verlängert wurde.
Am 06.05. bekamen wir die Mittteilung, dass wir ab der Woche 22 wieder zur Sprachschule können.

Zudem sind in dem Zeitraum von Ende März bis Anfang April sehr viele AuPairs aus Schweden abgereist. Und nicht nur Freundinnen, die aus den USA kamen, sind abgereist, sondern auch Freundinnen aus näher gelegenen Ländern wie Österreich und Deutschland, da sie die Pandemiezeit lieber zu Hause verbringen wollten.
Gedanken, nach Hause zu fliegen, hatte ich natürlich auch. Vor allem, weil ich Angst hatte, an meinem eigentlich geplanten Rückreisedatum nicht zurückzukönnen, denn es wusste ja keiner, wie sich die Pandemie weiter entwickeln würde. Meine Gastfamilie hat mir aber versichert, dass sie mich bis dahin noch brauchen und dass sie alles dafür tun würden, dass ich auf jeden Fall Ende Juni/Anfang Juli heim kann. Dass sie mich im Zweifelsfall durch halb Schweden nach Ystad oder Trelleborg zur Fähre nach Deutschland fahren würden oder im Ernstfall den ganzen Weg von Stockholm nach Hannover auf sich nehmen würden.
Also blieb ich in Schweden und versuchte meine Zeit noch zu nutzen, aber musste mein Leben dort natürlich auch einschränken, auch wenn ja immer vom „schwedischen Sonderweg“ (also z.B. zu diesem Zeitpunkt keine Kontaktbeschränkungen o.ä.) berichtet wird. Dennoch habe ich es dort so wahrgenommen, dass die Menschen die Pandemie schon ernst genommen haben, nur das Infektionsgeschehen wurde leider nicht niedrig gehalten.
Mir persönlich war es durch die Pandemie leider nicht möglich, all das von Schweden zu sehen, was ich sehen wollte. Ich wollte im Sommer noch nach Göteborg und Gotland, aber dies kann ich hoffentlich nachholen, wenn ich im Rahmen meines Studiums noch einmal ein Semester in Schweden verbringe.
Die Zeit lief so dahin, ich habe viel Zeit in diversen Naturreservaten verbracht, die es zum Glück im Umkreis von Stockholm in großen Mengen gibt.

Den „Tyresta nationalpark“ habe ich sehr oft besucht. Dort kann man diverse Wanderungen unternehmen und auch campen.

Einen großen Rückschlag, der mich selber, aber sicher meine Gastfamilie noch viel mehr getroffen hat, war, dass die Oma meiner Gastkinder Mitte Mai an Corona erkrankt ist und leider nicht dagegen ankämpfen konnte.
Ende Mai ging mein Sprachkurs wieder los und auch die Kinder sind wieder relativ normal zur Schule gegangen. Mir tat dies schon gut, da ich so in meinem AuPair-Alltag nicht den ganzen
Tag über Kinder zu Hause hatte. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass die Zeit mit den Kindern zu Hause uns noch mehr zusammengeschweißt hat, was auch viele andere AuPairs so wahrgenommen hatten.
Mit einem lachenden, aber durchaus auch mit einem weinenden Auge habe ich dann meinen Rückflug nach Düsseldorf gebucht. Der wurde zwar noch x-mal verschoben, ich war mir aber doch relativ sicher, dass ich ganz bald meine Familie und Freundinnen und Freunde wiedersehen kann.
Den letzten Monat habe ich weiterhin das Umland Stockholms erkundet und meine Kontakte weiterhin geringgehalten. Ich wusste ja, dass es in Deutschland zum Beispiel Regelungen dafür gab, mit wie vielen Leuten man sich treffen darf etc. Dies habe ich zumeist auf mein Leben in Schweden übertragen.
Das typische schwedische Fest „Midsommar“ konnte ich zum Glück in Schweden auch noch im kleinen Rahmen feiern und war sehr froh darüber, dass ich diese Tradition doch in irgendeiner Weise miterleben konnte.

Insgesamt war die Zeit in Schweden super toll. Ich habe arg viel gelernt, und die Corona Zeit ohne meine eigene Familie in einem „fremden Land“ zu verbringen, hat doch zu meiner Persönlichkeitsentwicklung viel beigetragen.
Ich würde diese Zeit niemals missen wollen!

Autorin: Frederike Buhr


Corona in den USA

Stand März 2021 (Friederike Teichmann)


Hallo, ich bin Friederike.
Ich habe mein Abitur 2019 gemacht und bin direkt danach, im Juli, als Au Pair in die USA gereist. Dort habe ich mich sehr gut bei meiner Gastfamilie in Colorado eingelebt und neue Freunde gefunden. Mit ihnen habe ich vieles unternommen, bis sich im März 2020 plötzlich einiges geändert hat. Eigentlich hatte ich geplant Ende März für ein paar Tage aus persönlichen Gründen nach Deutschland zu fliegen. Jedoch wurde genau eine Woche vor meinem Flug nach Deutschland der Lockdown und das Einreiseverbot hier, in den USA, eingesetzt. Auch der anschließend geplante Urlaub mit meiner Schwester in Mexiko war auf einmal nicht mehr möglich, da sie seitdem nicht mehr einreisen durfte. Ich musste mir überlegen, ob ich trotzdem nach Hause fliegen wollte oder den Flug absage und für unbestimmte Zeit meine Familie nicht sehe. Wäre ich nämlich nach Deutschland geflogen, hätte ich nicht wieder in die USA einreisen können. Dies ist bis jetzt eine der schwierigsten Entscheidungen für mich gewesen, jedoch schätzte ich es sehr überhaupt eine Wahl gehabt zu haben. Zu diesem Zeitpunkt gab es viele Menschen, welche genau diese Wahl nicht hatten wie bspw. Menschen im Auslandssemester oder FSJler*innen mit Auslandsaufenthalt. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden in den USA zu bleiben und meine Zeit „planmäßig“ und unter positiveren Umständen zu beenden.

Schulbesuch mit Maske


Diese Entscheidung machte mich in den darauffolgenden Monaten zur Home-Schooling-Lehrerin einer Sechsjährigen, die nebenbei eine Dreijährige beschäftigen musste.

HomeSchooling

Wie alle anderen in Deutschland auch, konnten wir nichts mehr unternehmen, zum Spielplatz gehen und auch Spielverabredungen der Kinder waren nicht möglich. Die Spaziergänge wurden zu einem Highlight des Tages. Diese halfen mir glücklicher Weise auch dabei mich in der neuen Wohngegend meiner Gastfamilie zurecht zu finden, in welche wir erst einen Monat zuvor gezogen waren. Meine Gasteltern boten mir an, einkaufen zu gehen, um überhaupt mal aus dem Haus zu kommen.

Beim Einkaufen.

Nach und nach gab es die nächsten Monate einige Lockerungen, sodass Ausflüge an einen See oder normale Treffen mit Freunden wieder möglich waren.

Picknick im Park

Eine Maskenpflicht und beschränkte Kapazitäten, sowie Reservierungen für das Besuchen von Pools blieben bis jetzt bestehen. Auch Reisen konnte ich wieder und hatte die Möglichkeit einige neue Orte und Städte kennenzulernen.

Unterwegs zu COVID-Zeiten.

Über die letzten Monate gab es dort wieder Einschränkungen. In einzelnen Staaten wurde die Quarantäne für Einreisende oder Testvorschriften erlassen. Dies ist zum Beispiel in New York sowie Kalifornien oder Hawaii der Fall. Hier in den USA wird mittlerweile auch gegen COVID-19 geimpft. Jedoch anders als anfangs in der Impfstrategie in Deutschland geplant, werden hier auch schon Menschen geimpft, die in der Kinderbetreuung arbeiten. Darunter zählen auch Au Pairs, weshalb ich und viele andere Au Pairs sich haben impfen lassen.
Zu diesem Zeitpunkt hat sich für mich persönlich aufgrund des Wechsels des Präsidenten nichts geändert. Die Wahlen vorher haben mich auch nicht wirklich betroffen. Nachrichten über die Wahlen habe ich größtenteils über meine Gastfamilie, Social Media, aber vor allem viel durch die deutschen Medien und von Freunden und Familie in Deutschland über den Wahlkampf erfahren. Es wirkte fast als wäre die Berichterstattung in Deutschland größer gewesen als das, was ich hier mitbekommen habe.
Neben den etlichen direkten Auswirkungen auf den Alltag von fast allen Menschen, wirkt sich COVID-19 momentan auch indirekt auf die Situation von Au Pairs in den USA aus. Durch die von Ex-Präsident Trump eingeführte Sperre für das Ausstellen von Arbeits- und Schülervisa ist es neuen Au Pairs derzeit nicht möglich in die USA einzureisen. Meine Gastfamilie steht dadurch möglicher Weise vor der Situation nach dem Ende meiner Zeit im April eine andere Lösung für die Betreuung ihrer Kinder finden zu müssen, da möglicherweise für einige Zeit kein neues Au Pair einreisen darf. Hoffentlich endet diese Sperre wie geplant Ende April und viele weitere Au Pairs bekommen die Möglichkeit die Erfahrung zu machen.

Autor: Friederike Teichmann (Abi 2019)


Wie ich in Schweden Corona erlebe – mitten in der Natur

Noemi Skorzinski in Umeå, Schweden – Abitur 2007

Phase 1 (März-August):
Zu Beginn der Corona-Pandemie war ich in Elternzeit. Im Vergleich zum Rest von Schweden hat mich das ziemlich isoliert. Alle Eltern-Kind-Aktivitäten wurden eingestellt, während alle anderen wie gewohnt zur Arbeit und zur Schule gingen. Im Privaten sollten Kontakte beschränkt werden, wenn möglich nur draußen treffen, aber das Arbeitsleben und die Wirtschaft sollten uneingeschränkt weitergehen.
Im Mai habe ich angefangen wieder halbe Tage zu arbeiten. Ich arbeite an einer sehr internationalen Universität und das Verhalten der Kollegen spiegelte oft die Situation im Heimatland wider. Es wurde nun empfohlen, wenn möglich, von zuhause zu arbeiten, da es aber keine offiziellen Richtlinien gab, wurde im Großen und Ganzen gearbeitet wie bisher.
Die allgemeine Meinung war: Ja, dumm gelaufen, dass das Virus in die Altenheime gekommen ist, aber auf lange Sicht wird Schweden besser durchkommen als alle anderen Länder.
Zum Sommer hin entspannte sich die Situation auch hier und die Schweden „isolierten“ sich, wie jedes Jahr, in ihren Sommerhäusern.

Abstand halten – in Schweden ganz natürlich.

Phase 2 (September bis Dezember):
Es wird jetzt noch mehr empfohlen von zuhause zu arbeiten. Das „wer kann“ macht aber weiterhin eine breite Interpretation möglich und durch den hohen Druck in der Wissenschaft, meinen die meisten meiner Kollegen, sie könnten nicht von zuhause arbeiten. Das Leben geht weiter wie bisher.
Das Privatleben soll weiterhin in die Natur verlegt werden. Gut, dass es davon in Schweden so viel gibt und dass wir es gewohnt sind, viel draußen zu sein. Fahrradtouren, Spaziergänge, Grillen.
Die Fallzahlen steigen und mit jedem Tag sinkt die Wahrscheinlichkeit über Weihnachten nach Deutschland kommen zu können. Zum Black Friday sind die Städte gefüllt. Die Fallzahlen steigen nun rapide. Erst zwei Wochen vor Weihnachten fangen viele an im Bus und im Supermarkt Maske zu tragen und mehr von zuhause zu arbeiten.
Zum Glück bringt der Dezember die Winterkälte mit sich. Wir können Schlittschuhfahren und den Grillplatz mitten auf den See verlegen.
Weihnachten feiern wir in Schweden. Ganz traditionell mit Schnee.

Unterwegs mit ‚Schutzengel‘

Phase 3 (Januar bis März):
Obwohl der Nutzen von Masken weiterhin offiziell infrage gestellt wird, ist das Tragen der Maske seit Mitte Januar in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht. Zumindest zur Rush Hour. Etwa 50% halten sich dran.
Auf der Arbeit erkennt man auch langsam den Ernst der Lage – zumindest ein bisschen: Da weiterhin drei Viertel meiner Kollegen regelmäßig ins Labor kommen, sollen wir nun außerhalb des Büros Masken tragen.
Unsere Freunde treffen wir weiterhin nur draußen. Skifahren, grillen. Eigentlich hat keiner mehr Lust. Der Winter zieht sich. Aber nun steht die Sonne jeden Tag ein bisschen höher. In ein paar Wochen, wenn die Plusgrade kommen und der Schnee schmilzt, wird es zumindest wieder leichter sich draußen zu treffen. Und eigentlich sind wir immer noch dankbar, dass wir so viel Natur direkt vor der Haustür haben.
Und wenn der Frühling dann da ist, ist der Sommer nicht mehr weit. Und dann kann ich vielleicht, vielleicht meine Familie in Deutschland wiedersehen.

Spielplatz geschlossen. Corona-bedingt? Nein, schnee-bedingt.

Noemi, Nordschweden


Kontraste der Pandemie

von Catharina Deege, Argentinien im März 2021, Abi 2017

Einmal im Jahr reise ich nach Deutschland zurück, meistens über die Weihnachtszeit. So war ich auch Anfang des Jahres 2020 in Hannover, bis ich am ersten Februar wieder in Buenos Aires ankam. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sehr ich mich auf ein neues Jahr in dieser unfassbar aufregenden Stadt freute. Während der Reise hatte ich ein leicht mulmiges Gefühl im Magen, da ich am Flughafen Frankfurt umsteigen musste und schon Ende Januar die ersten Corona-Fälle in der Bundesrepublik auftauchten. Dass diese anfängliche Epidemie so ausartet, hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht ausmalen können.
Der Februar und März waren wunderschön; gerade hatte ich angefangen, in meiner neuen Stelle als Kulturredakteurin einer Zeitung in Buenos Aires tätig zu sein. Filmfestivals, Interviews, der wöchentliche Barbesuch mit den Kollegen und plötzlich: Stille.
In der Nacht des 19. März 2020 verabschiedete Staatspräsident Alberto Fernández das alles verändernde Covid-Notstandsdekret – und das, obwohl es in Argentinien selbst kaum Fälle gab.
Bürger und Bürgerinnen sollten von zuhause aus arbeiten, touristische Reisen wurden komplett untersagt. Was folgte war ein Durcheinander an Flughäfen, Polizeikontrollen an fast jeder Straßenecke und eine betäubende Stille in meiner kleinen Einzimmerwohnung.

Ein Blick über Buenos Aires


Glücklicherweise hatte ich einen Balkon und war nicht allein. Somit verbrachte ich die ersten Wochen der Quarantäne an der frischen Herbstluft. Mein Freund und ich genossen es, uns richtig viel Zeit zum Kochen zu nehmen, laut Musik zu hören und abends bis spät in die Nacht isländische Krimiserien auf Netflix zu schauen. Kurze Zeit später jedoch wurde die ausgerufene Quarantäne verlängert, und verlängert, und wieder verlängert. Es schien kein Ende zu nehmen, ich fühlte mich allmählich wie gelähmt.
Dazu kam, dass ich den Vergleich mit Deutschland geradezu jeden Tag vorgeführt bekam. Durch die sozialen Medien bekam ich mit, wie sich meine Freundinnen auf der anderen Seite der Erdkugel nach einer recht kurzen Quarantäne wieder auf Kaffees trafen, in den Park gingen, manche sogar in den Urlaub nach Spanien flogen.
Nicht nur einmal spielte ich in der Zeit mit dem Gedanken, wieder in meine Heimat zu reisen. In Argentinien hielt mich jedoch die naive Hoffnung, dass sich alles ganz bald bessern würde. Außerdem bin ich nun einmal vor vier Jahren ausgewandert und machte mir somit selbst Druck, die politischen Beschlüsse dieses Landes ertragen zu müssen. Ich wollte neben dem vielen Schönen was ich hier erlebte auch dem Hässlichen standhalten.

„Es ist die Anstrengung wert. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.“, titelt ein Werbebanner der Stadtregierung im vergangenen Winter.


Oft zerbrach ich mir den Kopf über diese sinnlos verlängerte, extrem strikte Quarantäne. Der mir anfänglich durchaus sympathische argentinische Präsident verwandelte sich für mich in ein Monster. Während er fröhlich weiter durch das Land reiste, steckten die meisten Einwohnerinnen in ihren Wohnungen fest, durften sich nicht weiter als zum nächsten Lebensmittelladen weg bewegen. Ab und zu traf ich mich mit einer deutschen Freundin auf Supermarkt-Dates. Wir taten so, als würden wir im selben Haushalt wohnen und schlenderten langsam durch die Regale. Man redete mit Mundschutz inmitten der Gemüseabteilung über seine Gefühlswelt. Sie reiste kurz danach, etwa Mitte Juni mit einem Rückholflug der Bundesregierung nach Berlin. Heute ist von den strengen Auflagen des vergangenen Jahres kein bisschen mehr zu spüren. 155 Tage nach Beginn der offiziellen Quarantäne in der Hauptstadt erklärte Fernández das Ende der Kontrollen und Bewegungsbeschränkungen. Ehrlich gesagt hatte sich schon Wochen vorher das Leben etwas normalisiert. Restaurants und Bars wurden geöffnet, die Flugzeuge der nationalen Airline „Aerolíneas Argentinas“ stiegen wieder in die Höhe und in Fitnessstudios konnte man wieder gemeinsam schwitzen. Meine alte Wohnung musste ich gehen lassen, zu eng kam sie mir vor und zu bedrückend waren die Erinnerungen an die elendig lange Quarantäne des vergangenen Jahres.

Erst nach einigen Monaten Ausgangssperre durfte man wieder in die Parks.

Mittlerweile bin ich umgezogen, treffe mich viel mit Freunden. Selbst die Nachtclubs sind geöffnet, wobei ich danach noch keinen großen Drang verspüre. Es ist schließlich nicht so, als würden die Fälle hier nicht rasant steigen: Der Winter steht vor der Tür und von den britischen und brasilianischen Virusmutationen blieb auch Argentinien nicht verschont. Etwa 16.000 Neuinfektionen wurden am 31. März verzeichnet, und das, obwohl es vor einer Woche gerade einmal halb so viele waren. Sorge bereiten einem seit Beginn der Pandemie die „barrios populares“, umgangssprachlich auch „Villas“ genannt. Als das Coronavirus in die Marginalsiedlungen eintrat, breitete es sich in Windeseile aus. Die argentinischen Elendsviertel, die aufgrund ihrer Historie in etwa mit den aus Brasilien bekannten „Favelas“ vergleichbar sind, verfügen über keine ausgereifte Infrastruktur. In der bekanntesten Siedlung im Raum Buenos Aires, der „Villa 31“ in Nähe des Omnibusterminals, gab es genau zum Zeitpunkt der ersten vernommenen Covid-19-Ansteckungen im Mai 2020 kein fließend Wasser. Dabei ist das gründliche Händewaschen Bestandteil jeder Hygienevorschrift und ein wichtiger Faktor, wenn es um die Vermeidung von Ansteckungen geht. Dazu kommt, dass die Bewohnerinnen der „barrios“ trotz strenger Quarantäne in der Innenstadt unterwegs waren. Viele bangten um ihre Existenz, konnten ihre Arbeit nicht mehr ausüben oder taten dies auf illegalem Wege.
Existenzängste sind in Argentinien in fast jeder Gesellschaftsschicht bemerkbar. Das Land rutscht von einer wirtschaftlichen Krise in die nächste, ohne sich jemals erholen zu können. Dazu kommt eine extreme gesellschaftspolitische Spaltung. Die Demonstrationen während der Quarantäne konnten selbst Regierung und Polizei nicht unterbinden. Das wäre für das argentinische Volk eine ziemlich brutale Unterdrückung ihrer Protestkultur.
Was hat sich also innerhalb eines Jahres alles verändert? Die Schulen sind zwar wieder geöffnet, doch Universitäten weichen derzeit noch auf das virtuelle Programm aus. Masken sind – wie hoffentlich überall auf der Welt – Teil der neuen Normalität, vor der Supermarktkasse bildet Klebeband auf dem Boden den Abstand zum nächsten Kunden oder Kundin ab und das sozialste Getränk Argentiniens, der „Mate“-Tee, wird nicht mehr mit Fremden geteilt.

Seit vier Jahres lebe ich in Argentinien.

Es hat sich einiges verändert. Mir würden noch unzählige kuriose Geschichten einfallen. Feststeht, dass es in Zeiten von sich täglich ändernden Gesetzen ermüdend und gleichzeitig unglaublich spannend ist, im Ausland zu leben.

Catharina Deege, Buenos Aires


Meine Reise in Neuseeland – mit Corona im Gepäck

von Alexa Meißner, Abitur 2019

Als weltweit die ersten Covid19-Fälle bekannt wurden, befand ich mich gerade mit meiner Freundin Franka am anderen Ende der Welt. Gemeinsam hatten wir beschlossen, nach dem Abitur für ca. neun Monate nach Neuseeland zu reisen, um herausfinden, wie die Welt auf der anderen Seite des Globus so aussieht. Dort angekommen, kauften wir uns unser eigenes Auto mit eingebauter Küche im Kofferraum und einer ausgebauten Innenfläche zum Schlafen.

Beim Frühstücken.

Wir verbrachten die Nächte auf kostenlosen Campingplätzen (manchmal sogar mit akzeptablen Toiletten!), wuschen uns in Seen oder Flüssen, gingen in Neuseelands einzigartiger Natur wandern, arbeiteten auf neuseeländischen Farmen und lernten viele neue Leute kennen.

Ein Schnappschuss von unserer mehrtägigen Wanderung durch den Fiordland-Nationalpark.
Ein typisches Travel-and-Work-Erlebnis.

Als sich die Lage Mitte März in Deutschland zuspitzte und die Goetheschule das erste Mal schließen musste, hatten wir bereits sieben Monate reisend und arbeitend in Neuseeland verbracht und bis dahin wenig von der neuartigen Lungenkrankheit mitbekommen. Durch Neuseelands abgeschiedene Lage gab es dort erst Ende Februar – also gut einen Monat später, als in Deutschland – den ersten Coronafall. Ungefähr zeitgleich mit der Schulschließung hier, wurden in Neuseeland die ersten leichteren Maßnahmen getroffen, wie zum Beispiel der begrenzte Verkauf von Konserven, Mehl und Hefe im Supermarkt. Obwohl weiterhin nur vereinzelte Fälle in den größeren Städten auftraten, gab die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern am 21.03.20 bekannt, dass ab sofort ein Stufenplan in Kraft treten sollte, der die Schutz- und Eindämmungsmaßnahmen definierte, die je nach Notwendigkeit ergriffen werden sollten. Mit der Bekanntgabe wurde direkt Stufe 2 (von 4) eingeführt und verkündet, dass ab dem 26.03.2020 für mindestens vier Wochen die höchste Stufe in Kraft treten solle, da statistische Vergleiche mit anderen Ländern zeigten, dass Neuseeland sich durch die exponentielle Ausbreitung zeitlich nur ungefähr 1-2 Wochen hinter Großbritannien befand, wo das Virus mittlerweile wild wütete. Die höchste Stufe bedeutete eine strikte Ausgangssperre. Alle Läden mussten schließen, die komplette Wirtschaft wurde heruntergefahren. Es war den Leuten nur erlaubt, zum Einkaufen oder zum Einzelsport das Haus zu verlassen. Ungünstigerweise bekamen wir von diesen neuen Entwicklungen überhaupt nichts mit. Da die Lage in Neuseeland zu diesem Zeitpunkt noch sehr entspannt war und die wenigen Fälle ausschließlich auf der anderen Seite Neuseelands (Südinsel) vorkamen, brachen wir genau an dem 21.03.20 mit unseren zwei Freunden Vincent und Justus, die wir am Anfang unserer Reise kennengelernt hatten, frühmorgens zu einer viertägigen Wanderung um den Lake Waikaremoana auf. Am zweiten Abend spielten wir im Gemeinderaum einer Wanderhütte Karten und fragten zwei andere Wanderer am Nachbartisch, ob sie Lust hätten, sich zu uns zu setzen. So lernten wir Wolfgang und Julius, ebenfalls zwei Reisende aus Deutschland, kennen.

Später am Abend kam ein Ranger an der Hütte vorbei und erklärte uns, dass aufgrund der Pandemie die Wanderroute und somit alle Hütten unmittelbar schließen würden. Ein Wassertaxi brachte uns also am nächsten Morgen quer über den See zu unserem Startpunkt zurück, von wo wir zu sechst in die nächste Bibliothek mit Computer fuhren, um uns auf den neusten Stand zu bringen. Wir erfuhren dort – zwei Tage vor Beginn – von dem bevorstehenden Lockdown. Da wir Neuseeland planmäßig in 5-6 Wochen verlassen wollten, der Lockdown ohnehin schon für mindestens vier Wochen angesetzt war, sich die Lage offensichtlich zuspitzte und auch immer mehr Airlines den Betrieb einschränkten oder ganz aussetzten, stand für uns alle sechs außer Frage, dass der Lockdown das frühzeitige Ende unserer Reise bedeutete. Doch jetzt musste es schnell gehen. Wir hatten noch zwei Tage, um das Notwendigste einzukaufen (trotz Beschränkungen wurden auch die Regale in Neuseeland immer leerer), in die Nähe des internationalen Flughafens nach Auckland zu fahren (das bedeutete eine Autofahrt von ca. 6 Stunden), das Auto zu verkaufen und uns eine bezahlbare Bleibe für die nächsten Wochen zu suchen. Ein sportlicher, doch auch alternativloser Plan, den wir verhältnismäßig gut in die Tat umsetzen. Wir fuhren die Strecke noch am selben Tag und machten früh am nächsten Morgen das Auto verkaufsbereit. Planmäßig wollten wir den Campervan an andere Backpacker weiterverkaufen, doch unter diesen Umständen blieb uns nichts anderes übrig, als zu einem von noch wenig offenen Autohändlern zu fahren. Mit sieben weiteren Backpackern im Rücken, die ebenfalls ihr Auto loswerden wollten, und dem bevorstehenden Lockdown hatten wir gar keinen Verhandlungsspielraum und machten finanziell einen riesigen Verlust. Wir sahen bei demselben Händler genau unseren Wagen mit mehr gefahrenen Kilometern für den 6-fachen Preis. Während wir mit dem Autoverkauf beschäftigt waren, fand Wolfgang ein bezahlbares Airbnb, das wir vorläufig für eine Woche buchten.

Unsere kleine Gruppe während des Lockdowns.

Wir wussten, dass wir nichts an dem Virus und an den Todesopfern weltweit ändern können und so beschlossen wir, aus allem das Beste zu machen. Wir eröffneten unsere Lockdownzeit mit selbstgekochtem Chili, aufheiternden Getränken und einem langen Spieleabend. Es war paradoxerweise der Beginn einer ungewöhnlichen, aber guten Zeit, die man so wahrscheinlich nur selten erlebt. Wir tüftelten eine „Lockdown-Olympiade“ aus und überlegten uns Minispiele, bei denen wir immer wieder gegeneinander antraten. Mit nur den nötigsten Utensilien im Rucksack und einer ganztägigen Ausgangssperre, waren wir in unserer Beschäftigungswahl zwar sehr eingeschränkt, doch wir ließen uns dadurch kaum beeindrucken. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt. Wir spielten mit einem zufällig gefundenen Flummi, Notizblöcken und einem Netz aus Getränkekartons Tischtennis, bauten uns aus Schuhen, Kronkorken und Büchern eine eigene Airhockey-Anlage, spielten Sockengolf und ließen Eiswürfel um die Wette tauen. Jeden Abend veranstalteten wir ausgedehnte Spieleabende bis früh in den Morgen hinein und hielten uns so mit unzähligen Karten- und Würfelspielen, der Olympiade und gemeinsamem Kochen beschäftigt. Jeden Tag hielt Jacinda Ardern um 13 Uhr eine öffentliche Pressekonferenz zu den neusten Entwicklungen ab und es entwickelte sich zur Tagesroutine, dass wir uns „morgens“ zu dieser Pressekonferenz und einem gemeinsamen Frühstückstoast im Wohnzimmer trafen, doch mindestens einer verschlief eigentlich immer.

Ich lausche aufmerksam der täglichen Pressekonferenz (genau, wie die Schüler*innen im Homeschooling-Unterricht).

Da unser gebuchter Rückflug seitens der Airline bereits gestrichen worden war und die Airlines, die noch zwischen Neuseeland und Deutschland flogen, läppische 10-15 Tausend Euro pro Ticket nahmen, warteten wir während des gesamten Lockdowns auf Neuigkeiten vom Auswärtigen Amt. Weltweit waren mittlerweile die Rettungsflüge gestartet und auch wir konnten uns online schon auf Listen eintragen. Aus Facebookgruppen wussten wir, dass die ersten gestrandeten Deutschen in Neuseeland bereits Mails mit Flugterminen erhalten hatten. In der Regel kamen diese Mails zwei Tage vor dem Abflugdatum. Zwischendurch verbot die neuseeländische Regierung das Abfliegen von deutschen Charterflügen, sodass sich alles noch einmal um 4-5 Tage verschob. Obwohl wir eine sehr gute und gesellige Zeit hatten, wurden wir zunehmend ungeduldiger. Wir wussten, dass sich unsere Familien zu Hause wegen unvorhersehbarer Veränderungen sorgten und uns gerne zu Hause wissen würden, und auch das Airbnb wurde mit den Tagen nicht günstiger. Zusätzlich war stets unklar, für wie viele Tage wir die Wohnung eigentlich noch buchen mussten und wir standen daher in einem regelmäßigen Kontakt mit dem Vermieter. Nach 14 Tagen erhielten dann Justus und Vincent endlich einen Flugtermin. Um fünf Uhr morgens starteten die beiden zum Flughafen. Wir waren nach deren Abfahrt gerade ins Bett gegangen, als plötzlich Frankas Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amts. Im Flugzeug nach Deutschland seien unerwartet Plätze freigeblieben und wenn es uns möglich wäre, in 30 Minuten am Flughafen zu sein, könnten wir noch mitfliegen. Noch während Franka telefonierte und fragte, ob wir noch zwei Freunde mitbringen könnten, fing ich schon an, eilig unsere Rucksäcke zu packen. Da der Weg zum Flughafen mit dem Auto ungefähr 20 Minuten dauerte, hatten wir also noch zehn Minuten Zeit, um unsere Sachen zu packen, ein Taxi zu rufen, unseren Vermieter zu erreichen und die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Den letzten Punkt mussten wir leider etwas vernachlässigen und auch der Vermieter ging nicht ans Telefon. Wir legten die Miete für die letzten Tage also einfach auf den Esstisch und stürmten zu viert aus der Wohnung. Am Flughafen warteten wir eine geraume Zeit im Eingangsbereich, bis ein Angestellter kam und uns erklärte, dass es ein Missverständnis zwischen der Airline und dem Organisationsteam gegeben hätte und nicht einmal alle offiziell gelisteten Leute mitfliegen könnten. Er zog jedoch einen Zettel aus seiner Jackentasche, fragte nach unseren Namen und Handynummern und gab uns sein Versprechen, dass er uns als Erste kontaktieren würde, wenn wieder Plätze freibleiben sollten. Nach seiner eigenen Aussage passiere dies eigentlich jeden Tag. Darauf vertrauend fuhren wir nicht in unsere Wohnung zurück, sondern zogen in ein günstiges Hotelzimmer mit vier Betten direkt neben dem Flughafengebäude. Am nächsten Morgen klingelten dann tatsächlich nacheinander unsere Handys und wenig später standen wir in der Schlange für die Flugtickets. Doch erst, nachdem am nächsten Schalter auch der Sitzplatz auf dem komplett handschriftlich ausgestellten Flugticket eingetragen worden war, konnten wir uns ganz sicher sein, tatsächlich mitfliegen zu können.

Mein handschriftlich ausgestelltes Flugticket für einen Rückflug im Rahmen der Rückholaktion der Bundesregierung.

Und so kam es, dass wir genau an Frankas 19. Geburtstag im Flugzeug nach Hause saßen. Leider hatten Franka und ich keine Sitzplätze nebeneinander bekommen und so sahen wir uns erst nach einem 24-stündigen Flug im Frankfurter Flughafen wieder.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Corona uns viel Negatives beschert hat: Wir konnten uns Neuseeland als Land nicht zu Ende anschauen, mussten unseren geplanten Zwischenstopp auf Bali streichen, machten finanzielle Verluste und ich stehe noch heute in einem regen Austausch mit dem Reisebüro, um das Geld für den gestrichenen Rückflug erstattet zu bekommen. Doch wir gewannen durch diesen unvorhergesehen Pandemieeinbruch auch zwei neue Freunde, zwei einzigartige Wochen und eine Geschichte zum Erzählen.

Alexa Meißner, Hannover im April 2021

Ankündigungen

Informationen zu Schulausfällen bei extremen Witterungsverhältnissen:

Nächste Termine

Schulleben

Open Stage 2024

Konzerte, Musikzweig, und unterwegs
30.09.2024

Zukunftstag am 3.04.2025

Allgemein und Berufsorientierung
30.09.2024

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