Vom 1. bis 5. Juni hatten wir, einige Schülerinnen aus den Französischkursen der Klasse 10, die besondere Gelegenheit, im Rahmen des „Prix Liberté“ an einer kleinen Reise in die Normandie in Frankreich teilzunehmen. In diesen Tagen konnten wir uns vor allem mit dem Thema Freiheit und Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen – direkt an historischen Orten in der Normandie.
Die Anreise am ersten Tag war schon ein Abenteuer an sich. Zuerst nach Karlsruhe, dann mit dem nächsten Zug nach Paris, wo wir genug Umsteigezeit hatten, um die Galerie Lafayette zu besichtigen und die Stadt von oben zu betrachten. Von Paris ging dann endlich der letzte Zug nach Caen, wo unweit vom Bahnhof unser Hostel war. Dort kamen wir erschöpft vom Reisen an und haben uns nach einem Abendessen in die schön eingerichteten Zimmer zum Schlafen gelegt.
Am Montag besuchten wir die amerikanischen Soldatenfriedhöfe, wo eine Zeremonie stattfand und wir die einmalige Möglichkeit bekamen, amerikanische Veteranen von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen. Von dort aus ging es zum Omaha Beach, wo 1944 die alliierten Truppen mit ihrer Landung zur Befreiung Europas vom Naziregime Geschichte schrieben. Am Nachmittag erkundeten wir die Pointe du Hoc und den deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe. Am frühen Abend besuchten wir noch die Abbaye aux Dames und wurden mit einem offiziellen Empfang gewürdigt.

Am nächsten Tag stand der Besuch des Mémorial de Caen, einem Museum, das sich mit der Geschichte des zweiten Weltkrieges beschäftigt, und die Preisverleihung des Prix Liberté auf der Tagesordnung. Es war berührend, so viele Menschen auf der Preisverleihung zu sehen, die alle aus dem gleichen Grund an diesem Ort waren.
Der vorletzte Tag unserer Reise startete wie immer mit dem Frühstück im Hostel, das köstliche Croissants, Baguettes und Pains au Chocolat beinhaltete. Danach fuhren wir mit der amerikanischen Gruppe, die auch für den Prix Liberté aus Atlanta angereist ist, zum beeindruckenden Mont Saint Michel. Dort besichtigten wir die Abtei und die Altstadt, bevor wir etwas Freizeit hatten, um die kleine mittelalterliche Stadt im Meer auf eigene Faust zu erkunden. Dieser Tag war auf jeden Fall einer der Höhepunkte dieser Reise.

Am fünften und somit letzten Tag traten wir leider früh morgens die Rückreise an und kamen mit einiger Verspätung erschöpft, aber glücklich und mit lauter neuen Erfahrungen, Eindrücken und Erinnerungen nach Hannover zurück.
Diese Reise in die wunderschöne Normandie war nicht nur historisch lehrreich, sondern auch eine großartige Gelegenheit, sich mit anderen auszutauschen, neue Freundschaften zu knüpfen, sich Gedanken über Frieden und Freiheit zu machen und die Möglichkeit zu nutzen, mit Veteranen des Zweiten Weltkriegs zu sprechen, was uns als letzte Generation möglich ist.
Wir danken allen Organisator*innen, Begleitpersonen und Partner*innen, die diese besondere Erfahrung möglich gemacht haben und würden allen Schüler*innen ans Herz legen, bei Möglichkeit diese Chance zu ergreifen.
Text: Franziska Jacques, 10a
Prix Liberte 2025 – die Jury
In diesem Jahr durfte ich Teil eines ganz besonderen internationalen Projekts sein: der Jury du Prix Liberté 2025.
Dafür habe ich im Februar eine Woche mit 23 anderen jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren aus insgesamt 13 verschiedenen Ländern in Caen, in der Normandie, verbracht. Der Prix Liberté wird jedes Jahr an eine Person oder Organisation verliehen, die sich für Freiheit und Menschenrechte einsetzt. Vorgeschlagen werden die Kandidat:innen von Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren aus der ganzen Welt – in diesem Jahr gab es ganze 602 Vorschläge! Unsere Aufgabe als internationale Jugendjury war es, aus dieser beeindruckenden Zahl drei Bewerbungen für den Preis zu nominieren.
Nach intensiven Diskussionen und harten Entscheidungen haben wir uns für Melati Wijsen, Gisèle Pélicot und die Organisation WAPA entschieden. Die finale Entscheidung lag in den Händen der weltweiten Jugend: Alle 15- bis 25-Jährigen konnten online für ihre Favoritin oder ihren Favoriten abstimmen. Die meisten Stimmen erhielt schließlich Gisèle Pélicot, die mit ihrem Engagement gegen sexuelle Vergewaltigung viele bewegt hat.
Die Woche in Caen war für mich ein unvergessliches Erlebnis. Es war unglaublich inspirierend, mit so vielen engagierten jungen Menschen aus aller Welt zusammenzuarbeiten und dabei die vielfältigen, mutigen Kämpfe für Freiheit kennenzulernen. Dieses Projekt hat mich meine eigene Freiheit noch mehr wertschätzen lassen, mir aber auch gezeigt, wie viel noch verändert werden muss! Viele Kämpfe beginnen oft im kleinen Kreis, wo eine Ungerechtigkeit erkannt wurde und sich aktiv dazu entschieden wurde, diese zu beseitigen. Und in einer heutigen Welt voller Kriege und autoritärer Regime ist kaum etwas so wichtig wie die Freiheit eines jeden!
Text: Anna-Joe Balsiger, 10b