Istanbul-Austausch 2019

Allgemein
7. November 2019

Ein erfolgreicher erster Versuch

Anfang dieses Schuljahres gab es an unserer Schule das Angebot, an einem Türkei-Austausch teilzunehmen. „Was? Türkei?”, wurde ich von vielen gefragt, als ich mein Interesse daran bekundete. Entsprechend benötigte es auch erst ein wenig Überwindung, mich mit den zehn anderen Schüler*innen auf die Liste des Austauschs einzutragen. Einen Türkei-Austausch gibt es an den wenigsten Schulen, obwohl so viele Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland leben. Ja, es ist ungewöhnlich, aber gerade deswegen so wichtig. Ich bin sehr froh, dass ich an dem Austausch teilgenommen habe und mir so mein eigenes Bild von dem Land, der Kultur und generell dem Leben in der Türkei machen durfte und dabei noch neue Freundschaften schließen konnte.

Meine Gefühle im Vorfeld waren gemischt, hatten die Nachrichten mit Berichten von Angriffskriegen auf kurdische Gebiete in Syrien und der grundsätzliche Abbau von Rechtsstaat und Demokratie im Partnerland doch eher ein düsteres Bild gezeichnet. Beruhigend hingegen war das allgemein entspannte und angenehme Wesen unsere Austauschschüler*innen, mit denen wir uns in Hannover bei ihrem Besuch im September doch recht schnell angefreundet hatten.

Die Aussicht auf Istanbul, das mit über 15 Millionen Einwohnern doch etwas größer sein sollte als die beschauliche Landeshauptstadt Hannover, sorgte dann für angemessene Aufregung im Vorfeld, die sonst spätestens im Rahmen meiner absurden Angst vorm Fliegen eingesetzt hätte. Nach der Ankunft am völlig überdimensionierten Istanbuler Flughafen ging es dann zügig ins Bett, ohne einen Gedanken an den morgendlichen Gebetsruf, der mich am nächsten Morgen bereits nach fünf Stunden Schlaf äußerst schnell zum Aufstehen bewog. Erstaunlicherweise gewöhnte ich mich sehr schnell daran. Dass der Weg zur Schule noch einmal schlanke 40 Minuten in Anspruch nahm, trotz relativer Nähe, machte einem die Ausmaße Istanbuls endgültig bewusst.

Die Familie meines Austauschpartners stellte sich als sehr herzlich und hilfsbereit heraus, auch wenn weder Englisch noch Deutsch gesprochen werden konnte. Die Mutter ließ sich konsequent dolmetschen und wusste zu allem etwas beizusteuern, während der Vater sich darauf beschränkte, mir in verschiedenen Gemütslagen Nüsse anzubieten. Nachdem ich mir einige Wörter – fünf, um genau zu sein – Türkisch angeeignet hatte, war ich doch gespannt auf den deutschsprachigen Unterricht. Das Istanbul Erkek Lisesi ist ein staatlich türkisches Gymnasium mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt, an dem die Schüler*innen das deutsche Abitur machen und entsprechend Deutsch lernen, also in vielen Fächern auch auf Deutsch unterrichtet werden. Die allgemeinen Deutschkenntnisse der Klasse waren durchaus beeindruckend, sodass ich schnell Teil der Unterrichtsgespräche um mich herum wurde. Generell wurde schnell klar, dass ich eigentlich nichts über das Leben in der Türkei wusste.

Dies war von der anderen Seite wohl ähnlich. Bier, Merkel und Hitler waren bekannt, dann wurde es schnell dünn. Das bot natürlich eine Grundlage für echt interessante Gespräche über Kultur, Tradition und Religion, die auch nach neun Tagen weder beim Abendessen mit der Familie noch in der Schule langweilig wurden. Nach zwei Tagen musste ich mir eingestehen, dass sich klassische deutsche Vorteile wie beispielsweise von stark religiösen Menschen nur stellenweise bestätigen konnten. Dies war bezeichnend für die Diskrepanz zwischen vermeintlichem Wissen der deutschen Mehrheitsgesellschaft über die Türkei und den Erfahrungen in Istanbul.

Sonst lässt sich noch sagen, dass es Istanbul weder an beeindruckenden Moscheen noch an Sisha-Bars oder sonstigen Sehenswürdigkeiten mangelt. Auch der Bosporus ist wohl etwas beeindruckender als die Ihme und der Maschsee.

Besonders beeindruckend war das Essen, beziehungsweise die Masse und Frequenz der dortigen Mahlzeiten. Man wurde satt, vor allem Knoblauch- und Essens-Freunden sei der Türkei-Austausch ans Herz gelegt.

Wer zehn Tage in Istanbul verbringt, gewinnt den Eindruck einer liberalen Großstadt, die trotzdem voller Kontraste zu westlichen Städten ist – was sie so spannend macht!

Natürlich geht man nicht mit überragenden Türkischkenntnissen aus dem Austausch heraus, wer allerdings eine wirklich andere Kultur kennenlernen will, ist hiermit sicher besser beraten als mit einer Kleinstadt an der deutsch-französischen Grenze.

Autor*innen: Jurek Nietfeld, Yasemin Onursoy

Deutsch-Türkische-JugendbrückeDer Istanbul-Austausch fand statt unter der Leitung von Sarah Stahnke und Anna-Lena Hagen und wurde durch die Deutsch-Türkische Jugendbrücke gefördert. Das Projekt ist Teil der Projektreihe „Building Future Bridges“ der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke. Die Projektreihe wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.

Weitere Eindrücke der Teilnehmer*innen:

Was sehr positiv aufgefallen ist, war die Gastfreundlichkeit. Mir wurde von der Gastfamilie, den Lehrern, meinem Austauschpartner und auch von den Mitschülern sehr viel Freundlichkeit, Respekt und Höflichkeit entgegengebracht. – Eva Pilgrim

Ich habe in dieser Zeit nicht nur meine Fähigkeit verbessert, auf andere zuzugehen auch wenn es sprachliche Barrieren gibt, sondern bin auch besser darin geworden, meine eigenen Fehler mit Humor zu nehmen und meine Komfortzone zu verlassen. – Eva Pilgrim

Als Austauschschüler nach Istanbul zu fahren lohnt sich, denn die Einblicke und Eindrücke, die wir von Istanbul gewonnen haben, bekommt man nicht, wenn man als Tourist nach Istanbul fährt und Sehenswürdigkeiten abklappert, sondern indem Menschen, die dort wirklich leben, die die Stadt wirklich zeigen! – Yasemin Onursoy

Ja, es benötigt Überwindung sich auf die Liste des Türkei-Austausches einzutragen, aber ich kann im Nachhinein sagen, dass ich die schönste und beste Zeit überhaupt hatte und sehr gerne länger in Istanbul geblieben wäre. – Yasemin Onursoy

Istanbul ist überwältigend. Die Stadt ist riesig. Es ist immer was los, von früh morgens bis spät abends. Die Straßen sind gefüllt mit riesigen Menschenmengen, in denen man manchmal das Gefühl bekommt, unterzugehen. Der tägliche Ruf zum Gebet, der einen in den Morgenstunden weckt und die ganzen Menschen, die man tagtäglich trifft, machen den Aufenthalt in Istanbul einzigartig. – Yasemin Onursoy

Trotz meiner türkischen Wurzeln habe ich viel Neues über die Kultur gelernt, auch in Bereichen, wo ich es gar nicht erwartet hätte, wie z.B. dem Essen. Außerdem habe ich durch die Familie auch meinen türkischen Wortschatz erweitern können. Alles in allem konnte ich meinen Horizont erweitern und diese Erfahrung wünsche ich den nächsten 10./11. Klassen auch! – Taylan Zeit

Gerade als ich in Istanbul war, hat sich mein Horizont sehr erweitert, denn ich habe dort viele neue Eindrücke gewonnen von einem Land, das ich vorher nur aus Erzählungen und von Urlaubsfotos kannte. Diese Eindrücke waren durchweg positiv, die Menschen sind sehr freundlich und offen und Istanbul ist eine sehr moderne Stadt. Ich konnte mir mein eigenes Bild von dem Land machen, weshalb ich den Austausch so wichtig finde. – ein Projektteilnehmer

Es wäre schön, wenn der Türkei-Austausch weiterhin angeboten wird, damit mehr Schüler*innen die gleichen schönen Erfahrungen machen können wie ich, bzw. wir. Zudem fördert der Austausch die interkulturelle Kompetenz, gerade weil das Land so anders ist. Viele Vorurteile können so, auch unbewusst, abgebaut werden. – ein Projektteilnehmer

Ein anderes Land zu sehen, eine andere Stadt zu sehen, zu erleben, wirklich dort zu leben und den Alltag dort zu erleben, war eine wirklich tolle Erfahrung. – Baris Karakullukçu

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