Gelungener Begabten-Workshop in Bremerhaven

Allgemein
17. Oktober 2019

Begabten-Workshop in Bremerhaven vom 09. bis 11. MĂ€rz


Ein Dampfschiff liegt im Halbdunkel einer Kaje im Bremerhaven der vorigen Jahrhundertwende. Vor der Gangway wartende Menschen, Familien mit Kindern, Schauerleute. Der Schiffsrumpf hebt und senkt sich mit der DĂŒnung – MaschinengerĂ€usche, Wasser tröpfelt von oben, das milchig-trĂŒbe Glas der Bullaugen schummrig beleuchtet.
Die 26 GoetheschĂŒler mischen sich unter die Wartenden. Es sind Auswanderer, die sich entschlossen haben ihrer Heimat Deutschland meist aus wirtschaftlichen, aber auch aus politischen GrĂŒnden den RĂŒcken zu kehren. Eine E-Card des „Auswandererhauses“ auf ein GepĂ€ckstĂŒck gelegt erlaubt, den GesprĂ€chen der Auswanderer zuzuhören. Auf Deutsch, Polnisch, Russisch, Jiddisch nimmt man teil an den Hoffnungen, Unsicherheiten und auch an der Trauer der Amerika-Fahrer.
Szenenwechsel tags darauf Im „Klimahaus“: Eine nicht immer nur virtuelle Reise auf den Meridianen 08°Ost/172°W, der GradnetzlĂ€nge Bremerhavens. Da werden die Temperaturunterschiede zwischen Tropischem Regenwald, der antarktischen Polarnacht und der mittĂ€glichen Strandszene auf Samoa erleb- und nachfĂŒhlbar. Ein Tunnel fĂŒhrt in die Unterwasserwelt der SĂŒdsee und von da ĂŒber einen Abstecher in den Himmelsglobus zurĂŒck ins nordfriesische Wattenmeer auf die Hallig Langeneß.

Reisen, so erfahren die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler aus der Begabtenförderung, unternehmen nicht nur Entdecker, Abenteurer, Wissenschaftler oder Touristen. Die mit Reisen verbundenen Strapazen werden nicht immer freiwillig erduldet, sie sind immer hĂ€ufiger Begleiter von Fluchtwanderungen, Kriegen, Hunger ethnischer Vertreibung und Elend: „Boat-People“, so haben die LehrkrĂ€fte der Begabtenförderung in diesem Jahr den Workshop in Bremerhaven genannt, um auf die ZusammenhĂ€nge zwischen Migrationen und dem Klimawandel aufmerksam zu machen. In einem bestens ausgestatteten Konferenzraum des Klimahauses konnten die Teilnehmer auf ihren Laptops ihre PrĂ€sentationen zum Thema vorbereiten, die sie beim zweiten Begabtentag dieses Schuljahres der Öffentlichkeit vorstellen wollen.
Eine ganz spezielle Art von „Boat-People“ begegnete der BB-Gruppe in und unter Deck eines Seenotrettungskreuzers. Die aktuelle 14-Tageschicht von 5 Besatzungsmitgliedern gewĂ€hrte den GoetheschĂŒlern einen Einblick in ihren Arbeitsalltag, der mit der Rettung von vorerst meist noch touristischen SchiffbrĂŒchigen in erster Linie zu tun hat. Dass die Begabten sich verpflichten mussten, bei einem eintreffenden Einsatzbefehl innerhalb von 1 Minute das Schiff verlassen zu haben, wurde nicht von allen bedauert. Das Schwanken in der DĂŒnung und die Enge v.a. unter Deck ließ denn auch bald die Frage nach der Seekrankheit aufkommen , und – natĂŒrlich – „Einmal erwischt es jeden!“, klĂ€rte der Kommandant auf.

Bleibt nachzutragen, dass die Teilnehmer dieses Workshops alle Besucherpunkte „total gut“ fanden. Der MuseumsfĂŒhrer des Schifffahrtsmuseums gab ein Kompliment zurĂŒck: Eine solch interessierte und disziplinierte SchĂŒlergruppe solle doch bitte wiederkommen. Er merke sich die Gesichter genau – schön fĂŒr die Goetheschule.

Heide Bleck, Stefan Schulz, Florian Schön, Walter Schedlinsky