Ehrlicherweise erwartet man als Besucher eines Schultheaterstücks, dessen Ensemble sich aus Fünft-, Sechst- und Siebtklässlern zusammensetzt, zunächst einmal nicht viel: Ein nettes Theaterstück am Abend, in dem sich die Schülerinnen und Schüler erstmals erproben können. Die große Bühne, die muss noch warten!
Hinzu kommt: Das Stück ist selbst geschrieben! Große literarische Würfe – vermutlich nicht. Das Thema: „Schule“. Was auch sonst?!
So oder so ähnlich fällt der Lehrer oder die Lehrerin sein oder ihr Urteil schon, bevor er oder sie die Aula überhaupt betreten hat und das Licht ausgeht.
Was dann kommt – so viel sei vorab schon verraten – ist nicht nur für unsere „Kleinen“ großes Theater! Nein: Es ist generell und ganz grundsätzlich tolles Theater.
An die fünfzig Schülerinnen und Schüler bevölkern die große Bühne der Aula in Limmer. Alle konzentriert, alle präsent, alle textsicher. Der Auftakt: absolut gelungen!
Innerhalb der nächsten 45 Minuten zeigt das Stück „Schule“, aber eben aus Schülersicht. Es erzählt vom langweiligen, anstrengenden Unterricht und ungerechten Lehrern, aber auch von denen, die fördern, hinschauen, freundlich sind. Es blickt auf Freundschaften und Feindschaften, Liebeleien, Lästereien und Prügeleien. Es weckt Empathie für ihn, der am Boden liegt, für sie, die ausgelacht wird.
Durch kurze Ausschnitte, die schlaglichtartig die Aufmerksamkeit auf Schönes und weniger Schönes innerhalb der Schulwände lenken, gewinnt man als Erwachsener – und eben auch als Lehrer –Einblicke in längst vergessene, vielleicht auch verdrängte Bereiche von Schule:.
Der Gefahr, dass sich Szene an Szene zusammenhangslos reihen, entgeht das Ensemble großartig, in dem es einerseits die Szenen sinnvoll anmoderiert, aber eben auch sicher choreografiert präsentiert. Hier wird sogar der Bühnenumbau zum Erlebnis: temporeich und musikalisch treffend untermalt. Das Timing stimmt!
Auffällig ist auch: Alle Schülerinnen und Schüler sind wichtig. Jede bzw. jeder wird gebraucht, keine ihrer Rollen ist einfach wegkürzbar, sie alle sind selbst auch schwer austauschbar. Dass dieses Unternehmen bei dieser hohen Zahl an AG-Teilnehmern gelingt, scheint nicht zuletzt der passionierten Leitung geschuldet.
Anna-Lena Hagen und Marina Schell zeigen mit ihrem Ensemble an diesem Abend, dass man die Theater-AG 5-7 unbedingt ernst nehmen muss, ja sogar Großes erwarten darf. Pointiert und fokussiert, ernsthaft und ernstzunehmend wird hier im wahrsten Sinne geschauspielert.
Auch dürfte nach dem Stück keiner mehr die Nase über das zunächst abgegriffen erscheinende Thema „Schule“ gerümpft haben. Im Gegenteil! Besonders der Lehrer/die Lehrerin wird zum/zur Belehrten, denn dieses Ensemble macht deutlich: Schule ist viel mehr als nur ein Lernort für unsere Schülerinnen und Schüler. Er ist Lern-, Lebens-, Leidens-, Liebesort und vieles weitere zugleich.
Und so geht der Lehrer oder die Lehrerin zufrieden schmunzelnd an diesem Abend aus der Aula wieder hinaus: Heute Abend? Wirklich was gelernt!
Text: Florentina Koch
Fotos: Michael Gellrich