Am 3. November 2023 fand das 4. Musikalische Quartett statt. Thema: Robert Schumann. Zu Gast: Frau Dr. Marit Haarstrich, Ärztin in Weiterbildung zur Fachärztin Psychiatrie und Psychotherapie in Hannover.
Der Künstler hinter der Kunst fasziniert uns. Die Frage, was will ER!, der Künstler, uns damit sagen? Was steckt hinter dem Kunstwerk?
Und, muss man als wahrer Künstler nicht ein bisschen mehr sein als ein Mensch? Ein Übermensch, der uns etwas zu sagen hat? Ein Genie!
— Oder ein Wahnsinniger? — Der Grad scheint manchmal schmal.
Kann die Psychiaterin Abhilfe schaffen?
Es stellt sich die Frage, inwieweit ein Kunstwerk mit seinem Erschaffer verschmolzen ist. Kann man Rückschlüsse vom Leben auf das Kunstwerk ziehen? Kunst als Abbild des Künstlers?
Anders herum ist es zumindest schwer vorstellbar: Herbert Grönemeyers Tiefsinnigkeit ohne seine Schicksalsschläge? Michael Jackson Übererfolg ohne seine schlimme Kindheit? Beethovens Legenden-Dasein ohne seinen kantigen Charakter und ohne seine Taubheit? Kurt Cobains Unsterblichkeit ohne seinen Suizid?
Kann man Kunst vom Künstler überhaupt getrennt wahrnehmen und verstehen?
Robert Schumann ist noch so jemand. Die Wissenschaft ist sich uneins über Robert Schumanns Seelenzustand zu Lebzeiten. Die Diagnosen fallen mehrdeutig aus. Müßig ist der Gedanke, ob man Schumanns Schicksalsschläge, vermeintliche psychische Erkrankungen usw. in seiner Musik wiederfindet.
Das Musikalische Quartett dreht deshalb nun den Spieß um: Kann man aus Schumanns Werken ein Bild seiner Selbst zeichnen? Das Notenmaterial sozusagen als objektiver Datensatz für eine Bewertung seiner Psyche?
Wohlgemerkt wieder ein Ansatz mit einem gewissen Augenzwinkern. Und Frau Dr. Haarstrich ließ sich sehr gern darauf ein. Aber hören Sie selbst…
Mit ihr diskutierten Leonie, Gabriel und Paula. Bemerkenswert scharfsinnig und äußerst wortgewandt. Laura und Hannah gaben einen motivierenden Impulsvortrag zu diesem Thema mit Blick auf die moderne Popkultur (s. „Zusatzmaterial“). Eine Arbeitsgruppe rund um Frau Dr. Riemschneider fertigte informative Plakate zu den möglichen Diagnosen Schumanns an (s. „Zum medizinischen Hintergrund“). Live zu hören sind Marlene Mesa, ehemalige Schülerin der Goetheschule und mittlerweile Gesangsstudentin an der hiesigen Musikhochschule (Timestamp 0:39:15), sowie Maik Mehl und Tzu-Ning am Klavier (letztere im „Zusatzmaterial“ zu finden). Die Aulatechnik-AG hat das Podiumsgespräch aufgenommen. Eine leicht gekürzte Fassung steht Ihnen folgend zur Verfügung.
Entscheiden Sie selbst, ob man Schumanns Seelenzustand hört, ob unsere Diagnosen nachvollziehbar sind. Erfahren Sie, ob es Wahnsinn war — oder einfach nur ein Genie.
Zu allen Folgen des Musikalischen Quartetts geht es hier entlang.
Leitung: Raphael Legrand