2. Platz beim Siemer Demokratiepreis

Allgemein
15. Juni 2023

Die Fotografien werden ab dem 12.06.2023 ausgestellt.

Sind wir anders?

Der Sturz der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland und das Ende des zweiten Weltkriegs sind fast 80 Jahre her. Die Gesellschaft in sensibilisierter für Fremdenfeindlichkeit und die Situation für Minderheiten verbessert sich ständig. Auch durch eine Queer-AG und ein geschlechtsneutrales WG versucht unsere Schule Diversität zu fördern. Da stellt sich natürlich die Frage, ob ein Kampf gegen Faschismus und eine Aufklärung über die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland überhaupt noch notwendig sind.

Wir finden schon!

In weiten Teilen Europas gelangen nationalistische Parteien zu immer mehr Macht: In Polen regiert die Pis Partei, in Italien die Fratelli d`Italia und in Ungarn die Fidesz. Dort ändert sich die Gesetze, die Rechte von Minderheiten und die Einwanderung von Migranten werden immer mehr eingeschränkt. Und sogar in Deutschland wird die AfD immer mächtiger.

Wenn man zurückblickt in die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland, begann die Machtübernahme und folgende Schreckensherrschaft ganz ähnlich. Durch demokratische Wahlen gelang die NSDAP zuerst ins Parlament und dann in die Regierung. Von dort aus wurden immer mehr Rechte eingeschränkt und Millionen Menschen wurden getötet. Heutzutage wird sich an dieser Zeit als Judenverfolgung oder auch Schoah erinnert. Jedoch wurden nicht nur Angehörige des Judentums und Personen mit jüdischen Vorfahren von dem nationalsozialistischen Regime unterdrückt und verfolgt, sondern auch:

  • Politisch aktive Personen, Menschen, die eine kritische Meinung äußerten (privat oder öffentlich)
  • Kommunist:innen und Sozialdemokrat:innen
  • Pazifist:innen, Wehrdienstverweiger:innen, Deserteur:innen
  • Queere Personen
  • Zeugen Jehovas und anderweitige religiöse Menschen
  • Sinti, Roma
  • Behinderte Menschen, „Genetische Untermenschen“ wie z.B. Polen, Schwarze…
  • „Asoziale“ (Obdachlose, Bettelnde, Prostituierte, Suchtkranke)
  • „entartete Künstler:innen (hauptsächlich abstrakte und expressionistische Kunst)
  • Schriftsteller:innen (Werke mit „volksverhetzendem“ Inhalt)

Auch in unserem Kunstkurs und in unserer Schule gehören viele Personen einer oder mehrerer dieser Gruppen an. Bei einem Erstarken des Rechtsextremismus könnten die Rechte all dieser Menschen stark eingeschränkt werden. Daher ist es wichtig, weiterhin eine Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten und über die Gefahren des Nationalsozialismus aufzuklären. Deshalb haben wir uns entschieden, am Siemer Demokratiepreis teilzunehmen.

Um dies umzusetzen, haben wir eine Dokumentarfotografie-Ausstellung vorbereitet. Für diese Ausstellung inszenierten wir Portraits von Personen, die zu den oben genannten Minderheiten gehören und die während der Zeit des Nationalsozialismus möglicherweise verfolgt worden wären.

Die Portraits fungieren als Serie, weil sie über einheitliche Gestaltungsmerkmale verfügen. Diese schließen eine einheitliche Größe, einen neutralen Hintergrund und Schwarz-weiß-Fotografie ein.

Besonders an den Bildern ist, dass nicht dabei steht, weshalb die Personen in unserer Ausstellung sind. Das heißt, der Betrachter stellt sich selbst die unangenehme Frage, welcher der Gruppen die Personen angehören.