Dido and Aeneas

Bemerkenswertes
1. September 2017

Ein Projekt-Ensemble der Goetheschule feiert mit Henry Purcells Oper „Dido and Aeneas“ 30 Jahre Musikzweig als Fest für Ohren und Augen.

Herrenhäuser Kirche, Freitag, 21 Uhr. Ein ungewöhnlicher Ort und eine überraschender Zeitpunkt für das, was hier auf dem Programm steht: eine konzertante Aufführung der Oper „Dido and Aeneas“, und damit opulente Barockmusik, komponiert von dem Engländer Henry Purcell, der von seinen Zeitgenossen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als bedeutendster englischer Komponist gefeiert wurde.

Aber der hohe, weite Raum, der von der abendlichen Dunkelheit umschlossen wird, bietet das ideale Setting für die düstere, mystische Handlung auf der Grundlage des Aeneis-Epos von Vergil. Aufführende an diesem Abend sind Schülerinnen und Schüler, Ehemalige und Lehrerinnen und Lehrer der Goetheschule, die das 30-jährige Bestehen des Musikzweigs des Gymnasiums zusammen mit dem Publikum feiern wollen.

Dido, gesungen von Marlene Mesa aus dem 12. Jahrgang, darf zunächst mit ihrem Aeneas glücklich zusammenkommen und ihn am Ende des ersten Aktes heiraten. Wie auch bei anderen Sängerinnen auf der Bühne fußt Mesas Stimmkunst auf zwei Säulen: auf der Förderung durch den Lehrer, Stimmbildner und Gesangscoach Hanno Harms und auch auf privatem Gesangsunterricht. Ihr Gegenpart, Clemens Liese, der den Aeneas singt und aus der Abiturientia 2013 stammt, ist da schon einen Schritt weiter und studiert Gesang an der Musikhochschule. Er gibt souverän einen wankelmütigen Aeneas mit zupackender Stimme, aber doch angenehmem Timbre.

Verstecken müssen sich jedoch die weiteren Solisten nicht. Pamila Shrestha (12. Jg.) als Zauberin, die im zweiten Akt ihre Hexen um sich versammelt, um ihre Feindin Dido ins Unglück zu stürzen, lässt in ihrer Stimme ihren ganzen Hass und ihre Boshaftigkeit aufblitzen, und die beiden Hexen Defne Celik, 9. Jg., und Charlotte Schmidt, 12. Jg. bieten ein bravouröses Duett.

Auf Didos Seite glänzen als ihre Hofdamen und Freundinnen Marieke Homeister (Jg. 12) und Amélie Kabus-Duprée (Jg. 10), die in ihrer beeindruckenden Arie ihre gesamte Erfahrung aus dem Mädchenchor Hannover ausspielt. Henry Starke (Jg. 9) schafft es, als Geist, der Aeneas erscheint, eine unwirkliche, traumhafte Atmosphäre in den Kirchenraum zu zaubern. Er bringt schließlich Aeneas dazu, Dido verlassen und heim gen Italien segeln zu wollen – auch wenn dieser nicht recht weiß, wie er das seiner Frischvermählten beibringen soll! Aysun Bora (Jg. 12) singt als Matrosin dazu von Abschiednehmen und Wiederkehr.

Dido ist empört, dass Aeneas sie verlassen will, und ist auch nach dessen Rückzieher von der Fahrt so untröstlich, dass sie sich schließlich umbringt. Bevor es jedoch so weit kommt, sorgt Marlene Mesa mit ihrer schönen Sopranstimme noch für reichlich Gänsehaut bei ihrer Schluss-Arie. Dieser antike Stoff findet sich zwar in sage und schreibe rund 90 Opern verarbeitet, aber Purcells Werk nimmt darunter eine Sonderstellung ein, indem er dem Chor (Einstudierung Hanno Harms und Harald Liese) eine tragende Rolle zuschreibt: Er kommentiert über das gesamte Werk hinweg die Handlung, stellt die unterschiedlichsten Personen dar und sorgt für den emotionalen, affektgeladenen Ausdruck.

Was wären aber die Vokalsolisten und der Chor ohne das Instrumentalensemble (Einstudierung Martin Hurek), das stilsicher und pointiert, aber nicht aufdringlich den üppigen barocken Klang als sichere Basis für die stimmliche Arbeit liefert. Timo Schlemm (Violine, Jg. 10), Eva Nessling-Tihomirow (Violine, Lehrerin), Magnus von Behren (Viola, Jg. 12), Martin Hurek (Cello, Lehrer), Kläre Wienecke (Violone, Jg. 12) und Tabea Fuhr (Cembalo, Lehrerin) zeigten sich jederzeit alert, intonationssicher und klangschön für sich allein und im Dienste der Vokalisten.

Kläre Wienecke kam beim Spiel des heutzutage exotisch anmutenden Violones – einer Art Vorfahr des Basses – ganz offensichtlich zugute, dass sie eine Meisterin der Gambe ist – eines barocken Vorläufers des Cellos.

Alles in allem beschenkt der Musikzweig an diesem musikalisch hochklassigen Abend sich und die Anwesenden mit einem ganz großen Fest – einem Fest für die Ohren. Für die Augen sorgen zwischendurch immer wieder Miriam Silbermann und Mali-Doreen Vogel (beide Jg. 12), die dem Tanz am Hofe Didos und dem Hexentanz ausdrucksvoll Gestalt geben. Bei der tänzerisch-schauspielerischen Ausdeutung der Musik wurden sie gecoacht von Lehrer Raphael Legrand, der zudem die Tänzerinnen wie auch alle anderen Akteure gekonnt in stimmungsvolles Licht setzt – unterstützt von den Technikern Dennis Abresch (Jg. 10), Joel Walter, Jonas Zörnack (beide Jg. 11) und Lehrer Matthias Paesler.

Damit das Publikum den Handlungsfaden nicht verliert, erläutert Lehrer Stefan Schulz zwischen den Akten immer wieder die Handlung. Und je düsterer die Handlung wird, desto mehr wird dem Zuhörer deutlich, warum der Freitag und die späte Stunde, wo langsam alles Nichtige der vergangenen Woche verblasst, eine absichtsvolle und hervorragende Terminierung war.

Angesichts solcher Leistungen, die das aus dem Bann der Musik erwachende Publikum mit lautem und lang anhaltendem Applaus belohnte, wünscht man sich und dem Musikzweig viele weitere Jahre so produktiven Schaffens und insbesondere Harald Liese, dem musikalischen Leiter, weiterhin ein so glückliches Händchen in Auswahl und Gestaltung.

Text und Fotos: Kai Kämmerer
Video: Raphael Legrand

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