Lehrer bilden sich fort im Bereich der interkulturellen Bildung
Das zweijährige Projekt lief im Dezember 2019 aus und viele Kollegen haben Fortbildungen im Ausland absolviert, um die Erfahrungen zum interkulturellen Bereich in das Schulleben zu integrieren. Insbesondere der Austausch mit Kollegen aus anderen europäischen Ländern ist sehr lohnenswert gewesen.
Herr Menkens: Guadeloupe, Frankreich
A classroom with a door to the world
Ein merkwürdiger Titel für eine internationale Lehrerfortbildung. Skeptisch bin ich zu Beginn schon gewesen: Was erwartet mich auf der Karibikinsel Guadeloupe? Um es vorwegzunehmen, diese Weiterbildung hat mich extrem motiviert im interkulturellen Bereich weiter zu arbeiten und hat mir viele neue Bereiche aufgezeigt. Mit Kollegen aus England, Polen, Griechenland und Litauen habe ich zwei Wochen im französischen Département verbracht. Wir hatten jeden Tag einen anderen „Klassenraum“: Strände, Regenwald, Grundschule, kreolischer Garten, Mangroven, Wasserfälle, Märkte und Inseln. An diesen Stellen haben wir einerseits einen Einblick in den Alltag der Bewohner erhalten, so dass wir u.a. die traditionnelle Musik, die geschichtliche Entwicklung der Insel, die Folgen des Klimawandel und die Landwirtschaft kennengelernt haben.
Andererseits haben wir uns an diesen Orten zu verschiedenen Themen ausgetauscht und theoretische Grundlagen erarbeitet. Zentrale Themen waren: Internationalisierung der schulischen Curricula, nationale und persönliche Identität, Globalisierung und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft, Aufbau und Entwicklung einer Kultur und unsere Aufgaben und Verhalten als „Weltenbürger“. Am Abend wurden die zentralen Ergebnisse und Erfahrungen des Tages von jedem Teilnehmer in einem Block hochgeladen. Aufgrund der ständigen Ortswechsel und der atemberaubenden Natur vergingen die zwei Wochen extrem schnell und viele Erinnerungen werden mich noch länger begleiten, wie z.B. der Besuch einer Insel, die durch den Klimawandel in den nächsten 5 Jahren untergehen wird. Ebenso kann man festhalten, dass dieser teil Frankreichs ein gutes Beispiel für Integration und Zusammenleben verschiedener Kulturen auf engstem räum darstellt. Denn nach blutigen Konflikten in der Kolonialzeit herrscht jetzt ein friedliches Miteinander verschiedener Gesellschaftsgruppen.
Frau Ulbricht: Großbritannien
Im November 2019 nahm ich im Rahmen des Erasmus-Programms an einer für mich sehr spannenden Weiterbildung in London teil. Alles drehte sich um die Frage, wie man als Lehrer*in dafür Sorge tragen kann, dass sich in der Klassen- und Schulgemeinschaft alle Schüler*innen wohl und angenommen fühlen. Wie man kulturelle Unterschiede, die so viele unserer Mitschüler*innen mitbringen, wahrnehmen und gewinnbringend in den Unterricht und in das Schulleben einbringen kann. Warum es manchmal noch schwer fällt, auch als Lehrerin nicht Schülern und Schülerinnen mit unbedachten Äußerungen zu nahe zu treten. Wie wichtig eine Zusammenarbeit mit allen Eltern ist, wie wichtig Aktionen sind, die die kulturelle Diversität aufzeigen und die Eltern mit an die Schule binden.
Um dafür weiter sensibilisiert zu werden beschäftigten wir uns vorwiegend mit Problemen von Ausgrenzung oder Benachteiligung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund und überlegten gemeinsam Strategien, um diese zu vermeiden. Praktische Tipps wie Spiele, Aktionstage, Elternarbeit standen hierbei im Vordergrund.
Insgesamt empfand ich die Weiterbildung als sehr sinnstiftend, ich lernte tolle Menschen kennen und konnte vielfältige Erfahrungen im Bereich der interkulturellen Arbeit sammeln, die ich versuchen werde ab dem nächsten Schuljahr in einer neuen AG umzusetzen.
Herr Haarmann: Island
Borgarnes, Island meets Sensitisation training with reference to migration, racism, discrimination, culture and diversity with strategies for teaching these issues to diverse age groups
Hinter diesem denkbar langen und sperrigen Titel meiner Fortbildung in Borgarnes auf Island vom 22. bis 28. September 2019 verbarg sich eine sehr ergiebige Fortbildung zum Umgang mit Interkulturalität, Migration und ihren Sonnen- und Schattenseiten. Jeden Tag lernten wir Teilnehmer (aus Italien, Frankreich, La Reunion (F), Griechenland, Tschechien und Deutschland) in stets sehr interessanten achtstündigen Modulen sehr viele Facetten der Themenkomplexe der Migration, der Interkulturalität und der Vielfalt sowie ihrer Schattenseiten, der Diskriminierung und / oder des Rassismus, kennen.
Auf diese Weise wurde ein sensibler(er) Umgang mit diesen Themenkomplexen eingeübt, indem alle Beteiligten in sehr abwechslungsreichen Aktivitäten von der Besprechung eines Textes über Schreibgespräche bis zu pantomimischen / szenischen Einzel-, Partner- oder Gruppendarbietungen ihre unterschiedlichen Sichtweisen, Erfahrungen und Wissensstände gewinnbringend einbringen konnten. So galt es beispielsweise, ohne Worte oder Zahlen oder Buchstaben zu verwenden, ein Menschenrecht (oder dessen Verletzung) zu zeichnen oder pantomimisch darzustellen und es von den übrigen Mitspielern erraten zu lassen.
Im Ergebnis habe ich gerade im Bereich der interkulturellen Bildung sehr viel dazu gelernt. Denn beim Arbeiten in den stets neu zusammengesetzten Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Gruppenarbeitsthemen wurde mir bewusst, (a) wie prägend kulturelle Einflüsse in positiver wie negativer Hinsicht sein können, (b) wie umfassend Interkulturalität nahezu alle Lebensbereiche betrifft, (c) wie (leicht) manifester oder auch latenter Rassismus und Diskriminierung Einzug halten können, (d) wie man dafür sensibilisiert werden kann und (e) wie man dagegen zielgerichtet vorgehen kann.
Diese Erkenntnisse sollen möglichst allen gemeinsam Schule gestaltenden Personen(kreisen) und Gremien zugänglich gemacht und vorgestellt werden. Im Idealfall sollen sie im konkreten Fachunterricht im Einzelnen und im Schulalltag im Allgemeinen von möglichst vielen Kollegen umgesetzt werden. Dies schließt ein mögliches interkulturelles Curriculum und mögliche regelmäßige interkulturelle Abende ein.
Frau Dammann-Rehab: Schweden
Was können wir von Schweden lernen?
Seit Jahren schneidet Schweden bei Schultests vorbildlich ab. Wie schaffen die Schweden das? Diese Frage bewegte mich schon länger und so ergriff ich die Chance, schwedische Schulen von Innen zu sehen. Im Rahmen der ErasmusPlus Lehrerfortbildungen nahm ich vom 22.09.-28.09.2019 an einer Schulhospitation in Stockholm teil. Gemeinsam mit Kollegen aus anderen Ländern Europas bekamen wir einen interessanten Einblick in die schwedische Schultradition, in kulturelle Gepflogenheiten und rechtliche Rahmenbedingungen von Schule. Und dann… durften wir schließlich morgens den Unterricht verschiedener Stockholmer Schulen besuchen. Jeden Tag stand eine andere Schule bereit, uns ihre Besonderheiten zu erklären. Der Empfang durch die schwedischen Kollegen war ausgesprochen herzlich und zeigte gleich, welches Schulklima vorherrscht: ein freundliches Lehrer-Schüler-Verhältnis in entspannter Atmosphäre. Die exzellente räumliche und technische Ausstattung trägt wesentlich zu diesem Schulklima bei. Beeindruckend fand ich nicht nur die Medienkompetenz der älteren Schüler, sondern dass Schule den ganzen Menschen in den Blick nimmt mit einem breiten Musikangebot, vielen und gut besuchten Sportangeboten am Nachmittag und Schulkantinen, die besser kochen als manches Restaurant. Dass es sich in angenehmer Umgebung besser lernt, wird hier bewiesen. Ich nehme viele Eindrücke und Ideen mit und hoffe, dass sich Vieles auch in unseren Schulalltag der Goetheschule einbringen lässt.
Herr Menkens: Italien
Nachholbedarf im Bereich digitale Medien im Unterricht
Die einwöchige Fortbildung fand in Florenz statt und es waren 7 Kollegen aus Polen, Ungarn und Deutschland vertreten, so dass ein Vergleich des medialen Einsatzes zu anderen Ländern gezogen werden konnte. Wir haben im Kurs verschiedene Browseranwendungen und Apps kennengelernt und ausprobiert, die im schulischen Alltag einsetzbar sind. Im Hinblick auf mögliche Tabletklassen an der Goetheschule haben wir Quiz, Flashcards, Videounterricht und kollaborative digitale „schwarze Bretter“ angewendet und auch immer kritisch über den jeweiligen Einsatz im Fachunterricht reflektiert.
Lehrer der Goetheschule auf Reisen
Einige Lehrer der Goetheschule fehlen aktuell einige Stunden im Unterricht, da sie sich im Ausland fortbilden. Neben dem ERASMUS+ – Projekt haben zwei Kollegen an einer kurzen Studienreise nach Brüssel teilgenommen.
Derzeitig gibt es das ERASMUS+ Projekt mit dem Titel „Förderung der interkulturellen Bildung zur Stärkung des Europaprofils“, an dem 12 Lehrer der Goetheschule mitwirken. Die Fortbildungen werden mit einer Summe von fast 31.000€ gefördert. Mit diesem Betrag werden die Fahrtkosten, Kurskosten und Unterbringungskosten der Teilnehmer im Ausland gefördert. Die beteiligten Lehrer fliegen u.a. nach Malta, Island, Spanien, England oder Guadeloupe, um sich mit Kollegen aus anderen Ländern zu gemeinsamen Fortbildungen im Bereich „interkulturelles Lernen“ zu treffen und auszutauschen.
Hier sind die ersten Eindrücke und Rückmeldungen:
Herr Legrand: Island
Islands Bildungssystem gilt als eines der am wenigsten selektiven überhaupt und in Deutschland kocht die Diskussion über Bildungsgerechtigkeit respektive Chancengleichheit hoch. Grund genug nach Island zu fliegen, um sich die Haltung zur Bildungsfrage dort einmal genauer anzuschauen.
Raphael Legrand besuchte eine isländische Fortbildung zum Thema interkulturelles Lernen, wobei Interkulturalität als Umgang mit Diversität im Allgemeinen gesehen wird. Mit diesem Ansatz wird jeder Klassenraum zu einer interkulturellen Begegnungsstätte, in der mit Vielfalt umgegangen werden muss. Diese Heterogenität kann man aber positiv als Bereicherung umdeuten: Im Optimalfall sind im Klassenraum unterschiedlichste Interessenschwerpunkte und damit Expertisen vertreten. Die Fortbildung legte den Schwerpunkt auf die Verbindung dieser Kräfte — weg von einem kompetitiven Arbeiten (Wer ist der beste Schüler?) hin zu einem (weniger selektiven) kooperativen Lernen (Wie können wir zusammen bessere Ergebnisse erzielen?). In letzter Konsequenz ging es also um die Stärkung sogenannter Social Skills.
Wie wir die Erkenntnisse, auch der übrigen Fortbildungen im Rahmen von Erasmus+, in unser Schulleben einbringen, werden wir in den nächsten zwei Jahren intensiv beraten.
Frau Rehhab-Dammann: Malta
Auch für Lehrer ist ein Perspektivwechsel wichtig. Wie funktioniert Schule in den anderen Ländern Europas? Welche Ideen und Impulse kann ich von dort bekommen? Es war toll, sich mit französischen und polnischen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Wie das Foto beweist: Wir sahen die Welt einmal mit anderen Augen! 😉
Frau Grygas: Frankreich, Sprachschule in Lyon
Bei dem belegten Kurs handelte es sich um ein einwöchiges Angebot für Lehrer, die Französisch als Fremdsprache unterrichten. Es umfasste sowohl Unterricht in der französischen Sprache als auch ein Angebot, das das Ziel verfolgte, pädagogische Praktiken kennenzulernen bzw. zu vertiefen, um somit eine Verbesserung des eigenen Unterrichts zu erreichen. Außerdem bestand die Möglichkeit, ein bis zwei Mal für eine halbe Stunde im Sprachunterricht verschiedener Niveaus zu hospitieren.
Die Sprachschule bot zudem verschiedene Möglichkeiten der Unterbringung an: eine Einzimmerwohnung, eine Zimmer in einer WG mit anderen Schülern der Schule oder eine Gastfamilie. Insgesamt war ich nur bedingt mit der Fortbildung zufrieden, hatte aber den Eindruck als wäre die Schule ein guter Ort zum Erlernen der französischen Sprache.
Herr Aderjahn: Guadeloupe
Claudio Aderjahn beim Austausch mit Kollegen über Projektmanagement in internationalen Erasmus-Projekten der Europäischen Union auf einem Seminar in Guadeloupe.
Frau Ulbricht und Herr Grün: Brüssel
Vom 4.11.18 bis 6.11.18 besuchten wir, Herr Grün und Frau Ulbricht, auf Einladung der EU die europäische Hauptstadt Brüssel. Die Hoffnung war, dass die Teilnehmer mehr über die EU erfahren und dieses Projekt, welches uns eine lange Zeit von Frieden auf dem europäischen Kontinent bescherte, mit viel Enthusiasmus den SchülerInnen näher bringen werden. Programmpunkte wie der Besuch des Hauses der Europäischen Geschichte und des Parlamentes inklusive einer sehr kontrovers geführten Diskussion mit einem Abgeordneten der CDU aus Niedersachsen verdeutlichten einmal mehr auf welchen fragilen Grundlagen unsere politische Zusammenarbeit innerhalb der EU fußt. Ein Grund mehr, die EU nicht nur problemorientiert im Unterricht zu betrachten sondern vor allem die Chancen gerade auch für junge Leute stärker zu betonen!