Murder in Goethe’s Cellar
Die English Drama Group bringt Agatha Christies „Murder on the Nile“ auf die Bretter des Goethekellers.
„Was ist das? Meine Güte!“, entfährt es dem schockierten Dr. Bessner angesichts der bereits zweiten Toten auf der Nilkreuzfahrt. Ganz klar, dass der quirlige Michael Mirer als deutscherSchüler, der im englischenTheaterstück einen deutschen Arzt mimt, an dieser Stelle Lacher und Applaus auf offener Szene einheimst. Abgesehen von diesem kleinen Ausflug ins Deutsche ist sich die Drama Group aber natürlich treu geblieben und hat in gewohnt kurzweiliger Weise einen englischsprachigen Krimiklassiker der Altmeisterin Agatha Christie auf die Bühne gebracht.
Die Hochzeitsreise von Simon (Felix Müller) und Kay (Tamara Semzov) beginnt mit einem bösen Erwachen: Mit an Bord ist Jackie (Maria Mund), mit der Simon liiert war, bis die reiche Kay auf der Bildfläche erschien. Natürlich steht Simon unter Generalverdacht, seine Auserwählte nur des schnöden Mammons wegen geehelicht zu haben. Nur scheinbar lässt sich Hercule Poirot (Sidney Berg) wortreich vom Gegenteil überzeugen. Als dann aber zunächst die rasend eifersüchtige Jackie ihrem „Ex“ ins Knie schießt und kurz darauf Kay und deren Dienstmädchen erschossen werden, beginnt Poirot in bekannter Manier die Wahrheit ans Licht zu bringen: Simon und Jackie stecken unter einer Decke und hatten es nur auf Kays Geld abgesehen. Allerdings hatten sie die Rechnung ohne den scharfsinnigen Detektiv gemacht.
Auch in ihrer letzten Performance an der Goetheschule haben die Abiturienten Sidney Berg, Maria Mund und Mara Chmielus wieder einmal die Zuschauer begeistert. Sidney brillierte als messerscharf folgernder Meisterdetektiv mit Oberlippenbart französischen Stils („I’m not French, I’m Belgian!“), während Maria die Antagonistin mit hinreißendem Ausdruck, faszinierender Mimik und viieeel Sex-Appeal gab. Mara wusste als arrogante Tante zu überzeugen, die ihre Nichte (Wiebke Beushausen) bereitwillig an Smith (Elisabeth Bekmanis) verschachert, als sie von dessen Herkunft aus besserem Hause erfährt. Mit ihrer kristallklaren Aussprache erfreuten besonders Maria und Wiebke das Ohr des Zuschauers, aber auch Schiffsstewart Oliver Klocek mit seinem aufgesetzten arabischen Akzent war ein Fest für die Ohren.
Mit dem wohlverdienten, langen Schlussapplaus wurde nicht nur die Leistung der Akteure gebührend gewürdigt, sondern auch Ilka Springmann als Leiterin der EDG in die Babypause verabschiedet. Dem geneigten Zuschauer wird nun ganz bange bei der Aussicht auf ein neues Schuljahr ohne Theaterhöhepunkt in englischer Sprache.
Text: Kai Kämmerer
Fotos: Constanze Krohne