Stimmen zur Aufführung der Theater-AGs 5-7 am 30. Januar 2020 unter der Leitung von Anna-Lena Hagen und Katrin Buschmann.
Respekt & Anerkennung
Die Theatergruppen von Anna-Lena Hagen und Katrin Buschmann überzeugen mit einem vitalen und intelligentem Theaterabend
Das hat Spaß gemacht und war beeindruckend. Das war unterhaltsam und kurzweilig. Das war politisch und modern. Respekt – oft gefordert und z.T. auch als Floskel vor sich hergetragen – diesen Begriff haben die beiden Theatergruppen von Anna-Lena Hagen und Katrin Buschmann jetzt genauer unter die Lupe genommen und spielerisch vielfältig durchdekliniert.
Und wie sie dies gemacht haben, das ist durchgängig beeindruckend, witzig und stark. 60 spielfreudige Schüler*innen der Jahrgänge 5 – 7 wirbeln 40 Minuten über die große Bühne der Aula in Limmer, zerlegen und befragen immer wieder auf neue Art den Begriff Respekt. Da gibt es Alltagsszenen aus der Straßenbahn in respektloser und respektvoller Form. Da wird das z.T. gereizte, respektlose Zusammentreffen von Jugendlichen in der Schule aufgebrochen und kritisch befragt. Da wird ein starker Respekt-Song aus voller Kehle geschmettert, den die jungen Akteure zugleich voller Leidenschaft verkörpern. Respekt in der Schule, Respekt vor der Umwelt, vor anderen Kulturen oder Religionen – all das sind weitere Respekt-Felder, die von den Schüler*innen spielerisch und intelligent befragt werden.
Beeindruckend, wie frei und selbstsicher sich die Spieler*innen dabei auf der Bühne bewegen. Es macht ihnen ganz offensichtlich Spaß, sich derart körperlich und variantenreich mit diesem sehr politischen Begriff Respekt auseinanderzusetzen. Und dass sie sich dabei vielfältiger Formen und Methoden moderner Theaterästhetik bedienen, ist nicht nur genau gearbeitet, abwechselungsreich und inhaltlich begründet, sondern es gibt den 60 SuS auch einen klaren Spiel- und Bewegungs-Raum, in dem sie sich individuell entfalten und gruppenchoreografisch variantenreich einbringen können.
So entstehen immer wieder kräftige, überraschende und mutige Bilder, die den Abend wunderbar rhythmisieren. Dazu tragen auch Videoaufnahmen bei, über die Interviews eingespielt werden, eine genaue Lichtregie und interkulturelle Musikeinspielungen, die das Ganze beschleunigen, brechen und zugleich auch die Zusammensetzung der Spielerschar spiegeln.
Respekt & Anerkennung für einen ganz starken Theaterabend, der zeigt, wieviel Energie, szenische Intelligenz und Spielfreude in den Jugendlichen steckt und was moderner Theaterunterricht zu leisten vermag.
Text: Holger Warnecke
R- E-S – P – E – K – T
R – E – S – P – E – K – T – eingängig skandieren die über 60 Schüler*innen der Goetheschule, worum es in ihrem Stück geht. Respekt – Ein Wort, das an diesem Abend immer wieder gesagt, geschrien und sogar gesungen und dem Zuschauer so erfolgreich eingeprägt wird.
Doch von Anfang an. Zu Beginn feinordentlich aufgereiht und diszipliniert, stehen die Schauspieler*innen, in schwarz gekleidet, oben auf der Bühne. Alle sind zufrieden. Sie halten leuchtend bunte Tafeln hoch, auf denen das Wort „Respekt“ erscheint und sich deutlich vom Dunkel der Bühne abhebt. Doch plötzlich bricht die Anspannung bahn. Eine Schülerin hat den Text vergessen, eine andere beschwert sich über ihren Fauxpas, es kommt zum Streit vor allen Zuschauern. Er greift über auf die Übrigen, Plakate werden aus der Hand geschlagen, es kommt zu Schubsereien. Und das bei einer Aufführung, in der es doch um Respekt geht! Ein Glück – das alles gehört zum Stück. Die Schauspieler*innen spielen in ihren selbstentwickelten Szenen mit der Irritation des Publikums.
In den darauffolgenden kurzen Auftritten wird erklärt, was Respekt bedeutet. Hierbei werden offizielle Definitionen zu Rate gezogen, aber vor allem auch das Verständnis der Schauspieler*innen selbst sowie interviewten Mitschüler*innen und Lehrer*innen. Die Bedeutung von Respekt wird im Laufe des Abends durch ganz unterschiedliche Konflikte szenisch dargeboten. Die Schauspieler*innen zeigen in ihren Szenen, wie respektlosem Verhalten entgegengetreten werden sollte. Es geht dabei um Respekt gegenüber Älteren, Familienmitgliedern, Mitschüler*innen und Freunden. Die Vielfältigkeit in den Szenen lässt keine Längen zu, am schönsten ist jedoch zu sehen, wie engagiert und überzeugend die Schauspieler*innen auf der Bühne agieren. Das Stück „Respekt“ zeigt eindrucksvoll, dass es sich hierbei um mehr als nur ein Wort handelt, mehr als etwas, das man sagt. Der Zuschauer bekommt immer wieder vor Augen geführt: Respekt zeigt sich, zeigen wir, indem wir handeln.
Text: Robert Halagan und Sarah Stahnke
Fotos: Katrin Buschmann